Kabul – Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat am Dienstag überraschend Afghanistan besucht. Auf dem Programm stand ein Treffen mit Präsident Ashraf Ghani und Regierungsgeschäftsführer Abdullah Abdullah, wie die Nato am Morgen in Brüssel mitteilte. Stoltenberg sollte zudem mit dem Nato-Oberbefehlshaber in Afghanistan, General Austin Scott Miller, zusammenkommen.

Der Besuch findet zu einem kritischen Zeitpunkt statt. Die afghanischen Sicherheitskräfte sind immer stärkerem Druck durch die radikalislamischen Taliban ausgesetzt. Militärkreisen zufolge sterben täglich rund 35 afghanische Polizisten und Soldaten in Gefechten und bei Anschlägen. Gleichzeitig haben in den vergangenen Wochen die Angriffe auf internationale Soldaten durch afghanische Sicherheitskräfte zugenommen.

Angriff auf hochrangiges Treffen

Erst am Samstag war ein US-Soldat in Kabul von einem afghanischen Kommando-Soldaten getötet worden. Vor rund drei Wochen waren bei einem Angriff auf ein hochrangiges Sicherheitstreffen mit Nato-Vertretern in der südlichen Provinz Kandahar unter anderem der Polizeichef von Kandahar getötet sowie ein US-General verletzt worden. Der ebenfalls anwesende Nato-Oberbefehlshaber in Afghanistan, Miller, blieb unverletzt.

Die Nato-Mission "Resolute Support" bildet afghanische Sicherheitskräfte aus. Dafür sind rund 16.000 Soldaten in Afghanistan im Einsatz. 41 Länder beteiligen sich an der Mission.

Mindestens 25 Grenzsoldaten in Westafghanistan getötet

Bei einem Taliban-Überfall auf eine Basis von Grenzsicherungskräften in der westafghanischen Provinz Farah sind mindestens 25 Grenzsoldaten getötet worden. Mindestens acht weitere seien verwundet worden, sagte der Provinzrat Dadullah Kanih. Die Taliban hätten rund 20 Soldaten, darunter die Verwundeten, bei dem Angriff in der Nacht zum Dienstag gefangen genommen.

Die Basis in dem Bezirk Puscht-e Koh nahe der iranischen Grenze – mit rund 60 Soldaten eine der größten in der Provinz Farah – stehe nun unter Kontrolle der Taliban. Noch seien keine Sicherheitskräfte der Regierung unterwegs, um den Stützpunkt zurückzuerobern oder die Leichen der gefallenen Soldaten zu bergen, sagte Kanih.

Nach Angaben des Provinzrats Khair Mohammed Nursai kontrolliert die Regierung in dem Bezirk Pusht-e Koh nicht mehr als einen Kilometer Umkreis um das Regierungsgebäude im Bezirkszentrum sowie eine Polizeistation. Die Basis habe sich rund drei Kilometer davon entfernt befunden. (APA, 6.11.2018)