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Die US-Dollar für karitative Zwecke sitzen in umkämpften Staaten und Bezirken besonders tief in der Tasche der Menschen.

Foto: AP/Mark Lennihan

Sage und schreibe mehr als fünf Milliarden US-Dollar werden die Ausgaben für die diesjährigen Midterms-Kampagnen der Republikaner und Demokraten ausmachen. Geld, das größtenteils von etlichen Kleinspendern, aber auch von teils philanthropischen Großspendern kommt. Spenden für karitative Zwecke bleiben zugleich immer öfter auf der Strecke, was auch mit der politischen Polarisierung in den USA zu tun hat, wie eine neue Studie nun herausfand.

Die harten Wahlkampfauseinandersetzungen zwischen Republikanern und Demokraten bei den am Dienstag stattfindenden Midterms verdeutlichen einmal mehr, wie umkämpft zahlreiche Staaten und auch kleinere Verwaltungsbezirke sind. Wenngleich zahlreiche Bezirke – auch durch das bewusste Ziehen von Wahlkreisgrenzen ("gerrymandering") – immer röter oder blauer werden, heizt besonders die Politik von US-Präsident Donald Trump die Stimmung im Land so auf, dass es in den USA derzeit zu einer starken Polarisierung kommt.

Die Tatsache, dass in den USA quasi ein Zweiparteiensystem herrscht, verstärkt den Duellcharakter dabei zusätzlich. Die Folgen dieses politischen Wettbewerbs sind vielseitig – mit positiven wie negativen Effekten. Besonders karitative Einrichtungen und die Philanthropie als solche leiden in den politisch hart umkämpften Regionen der USA.

Republikanisches Feindbild Steuern

Vier US-Forscher fanden heraus, dass die politische Ideologie tatsächlich einen Einfluss darauf hat, wie viel in einem Bezirk oder einem Staat gespendet wird. Grundsätzlich ist die Spendenbereitschaft in von Republikanern dominierten Staaten größer, was daran liegt, dass diese im Gegensatz zu den Demokraten Ressourcen lieber auf privatem als auf staatlichem Wege umverteilen.

Vereinfacht gesagt wird in republikanischen Gegenden also beispielsweise eine neue Einrichtung für Menschen mit körperlicher oder geistiger Beeinträchtigung eher durch einen spendablen Gönner (egal, ob er nun selbst Republikaner oder Demokrat ist) finanziert, während in einer Gegend, wo die Demokraten die politischen Zügel in der Hand haben, eine solche Institution eher mit Steuermitteln gebaut wird. Zugleich schwindet jedoch die republikanische Spendenfreudigkeit, je stärker ein Bezirk von den Demokraten kontrolliert wird.

Man gönnt dem politischen Gegner nichts

Besonders spannend ist jedoch die Tatsache, dass die Bereitschaft, für philanthropische Zwecke zu spenden, vor allem in jenen Staaten wächst, in denen eine Partei klar dominiert. Je eher sich ein Staat oder ein Bezirk in Richtung eines "swing state" oder eines "swing county" bewegt – wo also politische Machtwechsel regelmäßig vorkommen –, desto eher schwindet die Bereitschaft zu spenden. "Je politisch gespaltener wir in unserer Gesellschaft werden, desto eher schwappen die Konsequenzen auch in andere Bereiche über, wie etwa den der karitativen Spenden", schreibt auch Studien-Co-Autor Robert Christensen. Woran liegt das?

Zum einen fällt es vielen Menschen in gespaltenen Gesellschaften – oftmals Resultat heftiger politischer Auseinandersetzungen – schwerer, sich auf ein Gemeinwohl und gemeinsame Überzeugungen zu einigen. Eine Spende könnte ja nicht nur der eigenen Gruppe zugutekommen, sondern unter Umständen auch von Vorteil für den gesellschaftlich-politischen Gegner sein. Die Menschen seien "misstrauischer, ob man tatsächlich Gleichgesinnte unterstützt", so Christensen. Die Angst der Menschen vor sogenannten "Freeridern" zwingt den Staat im Umkehrschluss, die Steuerlast zu erhöhen, da durch die fehlenden privaten Spenden der Staat als regulierender Faktor einspringen muss. Die höhere Steuerlast schadet der Spendenfreundschaft dann wiederum zusätzlich. (Fabian Sommavilla, 6.11.2018)