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Auf Details, warum die Website so lang offline geht, will man bei Ryanair nicht eingehen.

Foto: AP/Paul White

Wien – Der irische Billigflieger Ryanair und die Tochter Laudamotion haben kurzfristig angekündigt, ihre Websites ryanair.com und laudamotion.com sowie die mobilen Apps beider Airlines für zwölf Stunden zu sperren. Ryanair-Kommunikationschef Robin Kiely erklärte dazu: "Im Rahmen unserer digitalen Weiterentwicklung wird eine Website-Sperrung aufgrund eines Systemupgrades für zwölf Stunden stattfinden, von 18 Uhr am Mittwoch bis 6 Uhr am Donnerstag. In dieser Zeit wird auch unser Online-Check-in-Service nicht verfügbar sein. Flugbuchungen und -änderungen sind in diesem Zeitraum ebenfalls nicht möglich. Kunden, die am Mittwoch oder Donnerstag reisen, sollten für ihren Flug bereits heute, Dienstag, einchecken."

Auf Anfrage des STANDARD, warum die Websites derart lange gesperrt werden, teilte Lisa-Maria Rumpf von Ryanair lapidar mit: "Wir haben unserer Pressemitteilung nichts Weiteres hinzuzufügen." Was Ryanair nicht sagt: In der Zeit, in der die Website gesperrt ist, ist der Check-in am Flughafen kostenpflichtig. Zum Vergleich: Bei der AUA wäre bei einem technischen Problem etwa eine Telefonbuchung kostenlos. Bei Laudamotion war telefonisch niemand erreichbar.

Wie überhaupt Branchenexperten sich die lange Dauer der Website-Sperre nicht erklären können: Das sei absolut unüblich; länger als fünf Stunden dürfe ein Update nicht dauern hieß es. Und dann nur in der Nacht oder das Update werde gesplittet, auf jeweils zweimal zwei bis drei Stunden. Ein Vorfall wie jetzt bei Ryanair sei äußerst ungewöhnlich. Nachdem Laudamotion am Dienstag aber kurzfristig ebenfalls die Sperre der eigenen Homepage in derselben Zeit bekannt gab, wird vermutet, dass das der eigentliche Grund für die technische Maßnahme sei.

Keine Änderungen möglich

Ryanair habe alle Kunden, die am Mittwoch, 7. November, und Donnerstag, 8. November, auf einen Flug gebucht sind, per E-Mail und SMS kontaktiert und empfohlen, bereits heute, Dienstag, 6. November, im Vorfeld der Wartungsarbeiten der Website online einzuchecken. Neue Buchungen oder Änderungen an bestehenden Flügen seien während dieser Wartungszeit nicht möglich.

Europas größter Billigflieger gerät angesichts anhaltenden Streits um Löhne und Arbeitsbedingungen in mehreren EU-Ländern immer wieder unter Druck. Die Arbeitsminister aus Deutschland, Belgien, Italien, Luxemburg und den Niederlanden erinnerten jüngst das irische Unternehmen an seine Verantwortung für das eigene Personal.

Die Piloten in Deutschland haben jüngst das Schließen von Ryanair-Standorten und das Zurückfahren von Kapazitäten als "Kriegserklärung" bezeichnet. Ryanair hatte angekündigt, die Basis Bremen mit zwei Flugzeugen und den Standort Eindhoven mit vier Fliegern zu schließen und die Kapazität in Weeze am Niederrhein von fünf auf drei Maschinen zu senken. Die Iren hatten dies als "wirtschaftliche Entscheidung" bezeichnet. Laut der Gewerkschaft Vereinigung Cockpit wolle Ryanair offenbar Druck auf die Piloten ausüben, um "diesen Tarifkonflikt möglichst durch Angst einzudämmen".

Rückendeckung von der Politik

Der deutsche Arbeitsminister Hubertus Heil hatte jüngst angekündigt, mit einer Gesetzesänderung den Beschäftigten bei Airlines die Gründung eines Betriebsrats zu ermöglichen, auch wenn es keinen Tarifvertrag gibt. Mehrere Bundestagsabgeordnete der SPD zeigten sich solidarisch mit den Piloten und traten am Montag bei einer gemeinsamen Pressekonferenz in Berlin auf. Wer wie Ryanair-Chef Michael O'Leary die Augen vor Notwendigkeiten wie der Mitbestimmung verschließe, der müsse "auch irgendwann gestoppt werde", sagte SPD-Verkehrsexperte Arno Klare. (cr, 6.11.2018)