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Wie die großen Pyramiden von Gizeh – hier die Chephren-Pyramide – errichtet wurden, ist nach wie vor nicht völlig geklärt.
Foto: REUTERS/Amr Abdallah Dalsh

Für den Großteil der menschlichen Geschichte seit der Mittleren Bronzezeit war die Cheops-Pyramide auf dem Gizeh-Plateau das höchste Bauwerk der Erde. Erst die englische Kathedrale von Lincoln machte ihr diesen Titel im 14. Jahrhundert streitig. Dass das über 4.500 Jahre alte einzige erhaltene antike Weltwunder so lange überdauern konnte, liegt nicht zuletzt an ihrer massiven Bauweise: Mehr als sechs Millionen Tonnen Gestein, hauptsächlich Kalkstein und Granit, wurden bis zu einer Höhe von 146,6 Metern aufeinandergetürmt.

Wie das die alten Ägypter damals mit vergleichsweise einfachen Hilfsmitteln zustande gebracht haben, blieb lange Zeit ein Rätsel. Erst in den letzten Jahren lieferten einige Funde bei jüngeren Pyramiden Hinweise darauf, dass vermutlich Rampen verwendet wurden, um die gewaltigen Felsquader herbeizuschaffen und aufeinander zu schichten. Ein spektakulärer Fund durch internationale Forscher belegt diese These nun und wirft sogar ein Licht auf die Errichtung der Cheops-Pyramide selbst.

Bis zu 20 Prozent Steigung hat die bei Hatnub freigelegte Rampe. Um diese zu überwinden, wurden Kufen und Seilzüge eingesetzt.
Foto: Yannis Gourdon/Ifao

Treppen und Pfostenlöcher

Roland Enmarch von der University of Liverpool und seine Kollegen aus Frankreich und Ägypten haben nahe Hatnub nördlich von Luxor die Reste einer ansteigenden Rampe freigelegt, deren ursprünglicher Verwendungszweck sich durch zahlreiche Spuren verrät: Pfostenlöcher entlang zweier Treppen zu beiden Seiten der bis zu 20-prozentigen Schräge dürften nach Angaben der Wissenschafter dazu gedient haben, große Gesteinsblöcke auf Kufen per Seilzug bergauf zu transportieren.

Für das Team um Enmarch steht damit fest, wie das Baumaterial für die Pyramiden bewegt worden ist. Der Einsatz von Schlitten und Seilen ermöglichte es demnach den Arbeitern, selbst steilere Abschnitte mit weniger Kraftaufwand zu überwinden. Dutzende teilweise gut erhaltene Felsgravuren und bildliche Darstellungen, die Alltag und Organisation der Bauarbeiter festhielten, untermauern die Annahmen. Der Ausgrabungsort Hatnub war schon früher als einer der bedeutendsten altägyptischen Steinbrüche für Alabaster bekannt.

Luftaufnahme der entdeckten Rampe.
Foto: Egyptian Ministry of Antiquities

Datiert wurde die Rampe auf die Herrschaftszeit von Cheops, der zwischen 2620 und 2580 vor unserer Zeitrechnung Ägypten regierte. "Damit liefert die Rampe auch unschätzbare Einblicke in die Logistik und die Techniken, die nötig waren, um die Cheops-Pyramide selbst zu erbauen", sagt Enmarch. (tberg, 6.11.2018)