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Es ist richtig, trügerischer Glanz war Merkels Sache bestimmt nie.

Foto: AP/Michael Sohn

Es ist so weit: Angela Merkel reitet im Schneckentempo hinein in den Sonnenuntergang ihrer Bundeskanzlerschaft. Noch kann sie – mit den geschickten Fingern der gelernten Ost-Pastorentochter – auf ein paar EU-Krisengipfeln eine formschöne Raute bilden. Doch längst ist die Zeit gekommen, das segensreiche Wirken der Titular-Mutti in seinem ganzen Umfang zu würdigen.

Die Essenz von Angela Merkel entspricht in etwa dem Gegenwert von vier, fünf Großpackungen feinsten Mehls. Diese ernüchternde Feststellung muss treffen, wer dieser Tage die Installation The Happy Museum des Wahlberliners Simon Fujiwara in der Pariser Kunststiftung Lafayette Anticipations nahe dem Centre Pompidou besucht.

Fujiwara hat nichts anderes getan, als auf einem Sockel etwa so viel Puder aufzuhäufen, wie Merkel braucht, um mit matten Wangen sicher durch 13 Jahre Kanzlerschaft zu kommen. Es ist richtig, trügerischer Glanz war Merkels Sache bestimmt nie. Doch allein durch seine schiere Menge insinuiert der Haufen eine Reihe morbider Gedanken. Wer kennt nicht die Arglosigkeit von Leuten, die die sterblichen Überreste ihrer Großmutter in einer schmucken Urne aufbewahren? Wie leicht ist ein solcher Behälter umgestoßen, das Andenken der Oma in alle Himmelsrichtungen verstreut.

Auch in Paris, der Stadt der Leichtlebigkeit, gilt: Ein Windstoß, und Mutti Merkels Pudervorräte wären perdu. Doch sind wir sicher: Nach Ablauf der ihr als Kanzlerin gesetzten Frist tritt endlich ihr wahres, unverfälschtes Gesicht hervor. Es glänzt dann wie ein vollsaftiger Mecklenburger Apfel, ein Meck-Pomme. (Ronald Pohl, 7.11.2018)