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Dem Aluminiumgiganten Rusal wurde das Geschäftsklima auf der Kanalinsel Jersey zu rau.

Foto: Reuters/Ilya Naymushin

Oleg Deripaska hat die Nase voll: Der als Kreml-nah geltende Milliardär will nun den wichtigsten Umsatzbringer seines Firmenimperiums zurück nach Russland transferieren. Die Geschäftsführung des Aluminiumgiganten Rusal hat die Umregistrierung des Konzerns beschlossen. "Nach eingehender Prüfung hat die Geschäftsführung entschieden, dass dies den Interessen des Konzerns und der Aktionäre entspricht", heißt es in einer Mitteilung des an der Hongkonger Börse gelisteten Konzerns.

Bisher war Rusal auf der Kanalinsel Jersey registriert, die zwar der britischen Krone untersteht, aber dank der gewährten Selbstverwaltung seit Jahren als Steueroase dient. Für Deripaska wurde das Geschäftsklima auf der Insel zu rau, nachdem das US-Finanzministerium ihn im April auf die Sanktionsliste gesetzt hatte.

Auch wenn das Ministerium den Start der Strafmaßnahmen seither mehrfach verschoben hat, droht dem Oligarchen damit potenziell die Einfrierung seiner Aktien. Deripaska soll hinter den Kulissen über Bedingungen für die Aussetzung der Sanktionen verhandelt haben. Unter anderem wurde die Geschäftsführung ausgetauscht. Seit dieser Woche ist der 52-jährige Jewgeni Nikitin neuer Generaldirektor des Unternehmens.

Deripaska muss Kontrolle abgeben

Doch Washington zeigt sich unnachgiebig: Deripaska muss die Kontrolle über den Konzern abgeben. Demonstrativ wurden im Oktober zwei Villen des 50-Jährigen in den USA beschlagnahmt, eine in Washington und eine in New York. Das Apartment in Manhattan soll Deripaska 2008 für 42,5 Millionen Dollar erworben haben.

Die russische Politik hat inzwischen auf den anhaltenden Druck reagiert – die Staatsduma hat im Schnellverfahren ein Gesetz zur Schaffung eigener Steueroasen durchgesetzt. Eine entsteht auf der Oktober-Insel innerhalb der Stadt Kaliningrad direkt neben einem der WM-Stadien. Die andere auf der Insel Russki, die Teil des russischen Pazifikhafens Wladiwostok ist. Das Gesetz wurde speziell auf die Bedürfnisse von zuvor im Ausland tätigen Oligarchen wie Deripaska oder auch dem in der Schweiz unter Druck geratenen Viktor Wechselberg zugeschrieben. Welche der beiden Inseln Rusal ansteuert, ist bisher noch nicht bekannt.

Gewinnsprung für Rusal

In jedem Fall bringt Deripaska reichlich Gewinn in die Heimat mit. Der Konzern vermeldete nämlich für das abgelaufene Dreivierteljahr eine Gewinnsteigerung von 98,1 Prozent gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum: Wachsende Rohstoffpreise aufgrund eines Aluminiumdefizits außerhalb von China haben Rusal in den neun Monaten 1,55 Milliarden Dollar Gewinn beschert. Ironie des Schicksals: Die Sanktionen dienten als Treiber für die Preissteigerungen. Unmittelbar nach Bekanntwerden der geplanten Sanktionsrunde waren die Rusal-Aktien zwar eingebrochen, gleichzeitig aber die Preise auf dem Aluminiummarkt wegen der Versorgungsängste deutlich gestiegen. Davon profitierte letztendlich auch Rusal selbst.

Der Ausblick bei Rusal bleibt allerdings "unklar", wie auch ein Firmensprecher bei der Vorstellung der Ergebnisse einräumte. Sollte Washington seine Drohung wahrmachen und den Handel mit russischem Aluminium auf den Weltmärkten verbieten, drohen dem Konzern enorme Verluste. (André Ballin aus Moskau, 7.11.2018)