Es war im November 2017 als Johanna Morandell und Johannes Glack mehrere Gedenkveranstaltungen zum Jahrestag der Novemberpogrome besuchen wollten. "Doch viele Veranstaltungen haben damals gleichzeitig stattgefunden oder wir haben zu spät davon erfahren. Das fanden wir ziemlich schade", blickt Glack zurück. "Deshalb haben wir uns gedacht, dass es echt fein wäre, wenn es einen Ort geben würde, an dem alle Veranstaltungen übersichtlich aufgelistet sind." Johannes und Johanna setzten sich mit anderen Interessierten zusammen und überlegten sich, was geschehen müsste, damit man im Gedenkjahr 2018 möglichst viele Veranstaltungen besuchen kann. Heraus kam die Plattform "Novembergedenken" mit einer Website, auf der alle Veranstaltungen gesammelt und übersichtlich dargestellt werden.

Johanna Morandell und Johannes Glack haben die Plattform ins Leben gerufen.
Foto: Akademie der Zivilgesellschaft

Vielfalt der Veranstaltungen hervorheben

Als sie die ersten Organisationen und Veranstalter im Frühjahr 2018 auf ihr Vorhaben aufmerksam gemacht haben, stellte sich schnell heraus, dass es ein großes Interesse an einer solchen zusätzlichen Informationsplattform gab. Mit den meisten Initiativen, die Veranstaltungen für den November 2018 planten, haben sich Johanna und Johannes vorab zusammengesetzt und Inhalte sowie mögliche Termine ausgetauscht. Anschließend ging es darum, die gesammelten Informationen unter die Leute zu bringen. "Wir wollten auch ein bisschen die Vielfalt der Gedenkveranstaltungen hervorheben. Manche interessieren sich eher für Vorträge, andere wollen bei einem Gedenkmarsch mitgehen. Das wollten wir einfach aufzeigen", sagt Morandell. Das tut das fünfköpfige Kernteam nun online über ihre Website und Social Media sowie mit Plakaten, Flyern und Mundpropaganda.

Seit September ist "Novembergedenken" online.
Screenshot: Akademie der Zivilgesellschaft

Mit dem Zeitzeugengespräch am 10. November im Neuen Institutsgebäude der Universität Wien findet sich auch eine Veranstaltung der Plattform "Novembergedenken" im Programm. "Mit der Zeit haben wir festgestellt, dass wir auch selbst eine weitere inhaltliche Komponente einbringen wollen", erklärt Glack. Bei der Organisation des Gesprächs zahlten sich die neugeknüpften Bande gleich aus, so hat beispielsweise "erinnern.at", ein Verein für unter anderem das Holocaustgedenken, den Kontakt zu den Zeitzeugen hergestellt.

Plattform wird auch 2019 weitergeführt

Für den Start eines ehrenamtlichen Projekts raten beide dazu, sich mit anderen zu vernetzen und einfach loszulegen. "Die Vernetzung ist total wichtig und man soll sich ruhig trauen, auf andere Menschen zuzugehen. Denn es gibt mehr Menschen, die sich engagieren wollen, als man denkt", spricht Morandell aus Erfahrung. "Und man sollte sich nicht entmutigen lassen, wenn die Pläne zu Beginn noch sehr vage sind", ergänzt Glack, "vieles ergibt sich eh von alleine". Noch eine Erkenntnis der beiden: "Wenn man nicht alle Projektideen auf einmal umsetzen kann, ist es nicht so tragisch. Wir nehmen alle Erfahrungen und Learnings mit fürs nächste Jahr", betont Morandell abschließend.

Johanna Morandell ist 25 Jahre alt und arbeitet unter anderem bei #aufstehn, Johannes Glack ist 26 Jahre alt und ist Student. Beide engagieren sich auch bei MoRaH – March of Remembrance and Hope. Für ihre ehrenamtlichen Tätigkeiten wenden beide pro Woche je circa zehn Stunden auf. (Philipp Schneider, 8.11.2018)

Veranstaltungshinweis: Am 10. November findet ein Zeitzeugengespräch auf der Uni Wien statt.

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