Online-Shooter wie "Counter Strike" sollen ein populärer Rekrutierungsort von Rechtsextremen sein – dies behauptet zumindest ein Bericht von NPR.

Foto: Counter-Strike: Global Offensive

Werden Videospiele genutzt, um Kinder und Jugendliche für rechtsextremes Gedankengut zu begeistern? National Public Radio (NPR) sorgt mit einem Bericht zu diesem Thema für Aufsehen. Darin wird über einen jungen Burschen berichtet, der beim Spielen des Online-Shooters Counter Strike mit rassistischer Ideologie konfrontiert wurde und diese in weiterer Folge annahm. Kennengelernt hatte er seine Mitspieler auf der Sprach-Chat-Plattform Discord oder direkt über das Game.

Unterstützung von Ex-Skinhead

Ein ehemaliger Skinhead, der mit dem Free Radicals Projekt Menschen beim Ausstieg aus der rechtsextremen Szene helfen will, bestätigt diesen Trend. Heutige Extremisten sollen laut dem Mann im Netz einen starken Einfluss auf jüngere Nutzer haben, unter anderem beim Gaming. "Es fängt mit rassistischen Witzen an, um die Grenzen auszuloten und geht mit Propaganda und Links zu einschlägigen Portalen weiter", sagt er.

Shooter als Nährboden für Rechte

Zuspruch für die These bekommt der ehemalige Skinhead von Joan Donovan, die sich mit der Manipulierung von Medien auseinandersetzt. Sie sagt, dass "gewalttätigte Shooter" sich gut dafür eignen, "wütende junge Männer" zu finden. Auch auf den Live-Streaming-Plattformen Twitch und Youtube hätte sich eine Kultur entwickelt, wo rechtsextremes Gedankengut frei diskutiert und sogar gutgeheißen wird – so zumindest die Theorie von Donovan.

Problem überzogen dargestellt

Widerspruch erhielt der Bericht von dem Gaming-Medium Kotaku. Zwar weist die Autorin darauf hin, dass es beim Online-Gaming durchaus rechtsextreme Strömungen gibt. Diese sind aber bei weitem nicht so ausgeprägt, wie von NPR behauptet. So würde es immer wieder Jugendliche geben, die Hakenkreuze "im Spaß" posten, um zu provozieren. Dass Online-Games aber tatsächlich ein Rekrutierungshort von Rechtsextremen ist, weist die Kotaku-Journalistin von der Hand.

Zweifel an zitierten Personen

Zweifel gibt es außerdem an den zitierten Personen aus dem NPR-Bericht. Der ehemalige Skinhead soll etwa, um seine These zu unterlegen, Screenshots aus dem Game Active Shooter gepostet haben. Das Spiel, bei dem man als Amokläufer Schüler erschießt, war nur kurz auf Steam verfügbar. Es wurde von Valve nach Protesten entfernt. Ferner weist der ehemalige Rechtsextreme auf ein Youtube-Video hin, das "Fag Jew" benannt wurde und elf Aufrufe hat.

Keine Angstmache bei Berichterstattung

Obwohl das Problem wohl überzeichnet wurde, sollten Games und Gamer laut der Kotaku-Autorin nicht verteidigt werden. Videospiele sind mittlerweile ein Milliardenbusiness mit teils mangelhaften Arbeitsbedingungen. Gamer sind außerdem keine homogene Gruppe, hier gibt es maßgebliche Unterschiede, nicht zuletzt, weil immer mehr Menschen Videospiele spielen. Vielmehr fordert die Journalistin des Gaming-Mediums, dass bei einer derartigen Berichterstattung auf Angstmache verzichtet werden sollte. (red, 07.11.2018)