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Sind Ihnen Apple-Produkte zu teuer? Kaufen Sie sie trotzdem?

Foto: Stephanie Keith/Getty Images/AFP

Der Aktienmarkt ist ein Hund: Solange ein Unternehmen wächst, laufen einem die Anleger in Scharen nach, selbst wenn der Weg aus den roten Zahlen noch weit ist. Stagniert das Wachstum, lassen Investoren das Wertpapier wie heiße Kartoffeln fallen – selbst wenn die Zahlen Rekordgewinne vermelden. In dieser obskuren Patsche befindet sich aktuell Silicon Valleys Überflieger Apple. Im vergangenen Quartal bis 29. September konnte man einen weiteren Rekordgewinn von 14,13 Milliarden Dollar erwirtschaften und damit vorangegangene Prognosen übertreffen. Und dennoch fiel die Aktie schlagartig um mehr als sechs Prozent und Apples Marktbewertung wieder auf unter eine Billion Dollar.

Versteckte Zahlen

Das Problem: Apples wichtigstes Zugpferd, das iPhone, findet kaum noch neue Abnehmer. Apple selbst macht dafür ein schwächeres Wachstum in Entwicklungsmärkten wie Türkei oder Brasilien verantwortlich. Im Geschäftsausblick für das wichtigste Weihnachtsquartal gibt man sich daher zurückhaltend und erwartet nur eine moderate Umsatzsteigerung auf (realwirtschaftlich wahnsinnige) 89 Milliarden bis 93 Milliarden Dollar. Gleichzeitig kündigte man an, künftig keine genauen Stückzahlen mehr zu nennen. Anstelle dessen wolle man nur noch die Bilanzen einzelner Sparten kommunizieren.

Dramatische Preiserhöhung

Skeptisch betrachtet, gesteht Apple damit indirekt ein, dass man sein Umsatzwachstum fortan wohl kaum noch mit steigenden Absätzen wird erzielen können. Und tatsächlich hat der IT-Gigant mit diesem Jahr bereits auf eine andere Strategie umgesattelt: Anstatt zu versuchen, mehr Produkte zu verkaufen, versucht man bei annähernd gleichbleibenden Absätzen einfach mehr Geld zu verdienen. Die Konsequenz: eine dramatische Preiserhöhung bei den Vorzeigeprodukten des Herstellers. Im Schnitt müssen die Kunden für iPhone XS, iPad Pro oder Macbook Air heuer 150 Dollar mehr auf den Tisch legen als für die Vorgängermodelle. Und sie werden zunehmend stärker dazu verlockt, Onlinedienste wie iCloud oder Apple Music zu abonnieren.

Fans schröpfen

Apple setzt also darauf, seine Bestandskunden und Gagdets liebenden Fans zu schröpfen. Dabei stützt man die Strategie ebenso auf die Qualität der Produkte wie auf das über Jahrzehnte aufgebaute Ökosystem. Nutzer werden sowohl mit proprietären (und äußerst populären) Betriebssystemen und Software als auch mit hauseigenen Stores und Onlinediensten gebunden. Hat man einmal in dieses System investiert und die Vorteile einer Software-Hardware-Lösung aus einer Hand zu schätzen gelernt, fällt der Umstieg auf eine konkurrierende Plattform sehr, sehr schwer.

Das Apple seine "gefangenen" Kunden nun stärker denn je zur Kasse bittet, ist jedoch nicht ohne Risiko. Die Frage ist bloß, wie weit man Konsumenten noch auspressen können wird, bevor diese die Flucht zu günstigeren Alternativen antreten. (Zsolt Wilhelm, 8.11.2018)

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DER STANDARD