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Der Brexit könnte zum Eigentor für den englischen Fußball werden.

Foto: Reuters/MATTHEW CHILDS

Im englischen Fußball herrscht Unruhe. Das hat auch damit zu tun, dass Manchester City sich nicht an Financial-Fairplay-Regeln gehalten und dabei von Gianni Infantino, dem damaligen Uefa-Generalsekretär und jetzigen Fifa-Präsidenten, Unterstützung erhalten haben soll. Aber nicht nur. Unklarheit herrscht vor allem darüber, wie es nach dem 29. März 2019 weitergehen soll, nach dem geplanten EU-Austritt Großbritanniens. Die Brexit-Folgen sind nicht zuletzt im und für den Fußball schwer abzusehen.

"Nach zweieinhalb Jahren weiß ich immer noch nicht, ob es gut oder schlecht wird", sagt Mauricio Pochettino. Der Tottenham-Trainer und andere Verantwortliche befürchten, dass es nach dem Brexit schwieriger wird, Spieler aus dem Ausland zu verpflichten – vor allem, wenn sich Großbritannien und die EU nicht auf ein Abkommen einigen. Damit könnte auch die internationale Wettbewerbsfähigkeit in Gefahr geraten.

Arbeitserlaubnis

Derzeit kann jeder Fußballer aus einem EU-Land uneingeschränkt für jeden Premier-League-Klub spielen. Für die Verpflichtung von Spielern, die aus Ländern außerhalb der Europäischen Union stammen, gelten hingegen strenge Auflagen. Für eine Arbeitserlaubnis braucht der Spieler die Zustimmung des nationalen Verbandes, der Football Association (FA). Voraussetzung für diese Arbeitserlaubnis ist, dass der Profi, vereinfacht gesagt, ein etablierter Nationalspieler ist. Die FA orientiert sich an der Fifa-Rangliste. Von einem Profi Venezuelas, das Platz 29 belegt, werden mehr Einsätze verlangt als von einem Spieler des Weltranglistendritten Brasilien.

Dieselben Regeln könnten in Zukunft für alle nichtbritischen Profis gelten – sehr zum Missfallen der Liga. Schon im vergangenen Jahr forderten die Klubbesitzer der Premier League nach einem gemeinsamen Treffen die britische Regierung auf, den Fußballwettbewerb vor drohendem Schaden zu bewahren. Es müsse, so das Anliegen, nach dem Brexit Ausnahmen geben, damit Spitzenfußballer auch in Zukunft nach England wechseln.

Wunsch und Wirklichkeit

"Es muss eine vernünftige Basis geben, auf der Weltklassespieler in die Premier League kommen, aber nicht Legionäre, die junge englische Talente verdrängen", sagte FA-Präsident Greg Clarke. Finanziell schwächer gestellte Vereine wie etwa Huddersfield müssten sich umstellen. Den "Terriers" war 2017 mit mehreren früheren deutschen Zweitliga-Profis der Aufstieg und im ersten Jahr Premier League der Klassenerhalt gelungen. Etliche Kicker hätten nach den nun drohenden Regelungen kaum eine Arbeitserlaubnis bekommen. Ex-ÖFB-Teamkapitän Christian Fuchs, noch beim 2016er-Meister Leicester City engagiert, sowie Marko Arnautovic, Sebastian Prödl und Markus Suttner hätten als etablierte Teamspieler hingegen wahrscheinlich keine Troubles bekommen.

"Das Ende der Bewegungsfreiheit macht es viel schwieriger, talentierte Spieler zu holen", fürchtet Burnley-Präsident Mike Garlick. Laut Garlick ist es wegen Verlusten des Pfunds gegenüber dem Euro, hervorgerufen durch Brexit-Unsicherheit, bereits schwieriger, Spieler zu verpflichten. Liverpool-Trainer Jürgen Klopp hoffte im Guardian auf ein zweites Brexit-Referendum. "Lasst uns das noch mal durchdenken." Pochettino stimmt zu. "Wenn man nicht umdreht, ist es so, als würde man nicht bremsen, obwohl man kurz davor ist, einen Autounfall zu verursachen." (APA, fri, 7.11.2018)