Unten, in der "Hölle", da ist man recht frivol: Georg Wacks' aufgewecktes Häuflein.

Foto: Herwig Prammer

Natürlich war früher nicht alles besser, aber einiges war schon sehr gut. Das Kabarett, zum Beispiel. Im Untergrund des Theaters an der Wien fand es vor 112 Jahren in der sogenannten Hölle eine besonders schillernde, vom Architekten Josef Urban entworfene Heimstadt. Doch die prächtigen Spiegel und Gemälde sind nicht mehr da, und viele der Musiker und Schauspieler der Anfangsjahrzehnte fanden in der realen Hölle des Dritten Reichs ein gewaltsames Ende.

Dass die Lieder und Texte von damals nicht auf ewig verklungen sein sollen, das ist einem munteren, vom wackeren Georg Wacks angeführten Häuflein ein kardinales Anliegen. Das zehnte Programm der Truppe, Im Schatten der Venus, kann allerdings nur Besuchern und Besucherinnen ab 18 Jahren empfohlen werden: Im Finale wird beim "Fest der Liebe" (inklusive Kiss Along) zur Zügellosigkeit aufgerufen.

Nymphomanin als Höhepunkt

Ein von Stefan Fleischhacker interpretiertes "Wiener Hetärenlied" beschreibt den käuflichen Beischlaf in unverblümter Weise. Und gleich zu Beginn leiht Elena Schreiber bei der Interpretation von Georg Kreislers Ich will nicht dein Geld einer Nymphomanin Stimme und Körper – ein erster Höhepunkt des Abends.

Fleischhacker fesselt weiters als Egon Schiele, Martin Thoma als E.T. (das Programm ist thematisch und zeitlich weit gefasst). Es gibt ein SF-Film-Quiz, das Publikum wird dazu animiert, die Geräusche des Weltraums nachzuahmen. Christoph Wagner-Trenkwitz liest einen paradiesisch guten Text von Sprachkünstler Fritz Grünbaum, dem Alfred Polgar des Kabaretts, und stellt auch noch eine Loreley dar, wie man sie nie mehr vergessen wird.

Fazit: Fahrt zur "Hölle"! Wer in der Nähe wohnt, kann selbstverständlich auch zu Fuß hingehen. (sten, 7.11.2018)