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Seit im Jenbacher Gasmotorenwerk nicht mehr General Electric den Ton angibt, entstehen wieder neue Arbeitsplätze.

Foto: Reuters / Arnd Wiegmann

Wer bei Jenbacher in Tirol anruft, wird am Dienstag noch mit "Willkommen bei der Distributed-Power-Sparte von GE" begrüßt. Dabei ist der Gasmotorenhersteller seit Anfang der Woche ein eigenständiges Unternehmen, das unter neuem Namen firmiert: Innio.

Mit dem Ende Juni angekündigten und jetzt vollzogenen Verkauf der Verbrennungsmotorensparte (Distributed Power) an den in Boston ansässigen Finanzinvestor Advent International endet ein 15-jähriges Intermezzo, bei dem General Electric (GE) den Ton in Jenbach angab. Der Industriegigant aus den USA ist in vielen Bereichen schärfster Konkurrent von Siemens, leidet seit einiger Zeit aber unter Ertragsschwäche. Der Verkauf der Distributed-Power-Sparte, zu der auch die Werke von Waukesha in den USA und Kanada gehören, um 3,25 Milliarden Dollar (2,8 Milliarden Euro) ist Teil des Restrukturierungsprogramms.

Für Jenbacher hätte es jedenfalls schlimmer kommen können, meinen Beobachter. Selbst Betriebsratschef Roland Eitzinger sagt im Gespräch mit dem STANDARD, dass "ein Private-Equity-Fonds wie Advent in einer Wachstumsphase wie der jetzigen genau der Richtige ist für uns".

Jobs im Finanzbereich und IT

Carlos Lange, Präsident und CEO von Innio, sprach Montagabend in einer Telefonkonferenz von weiterem Geld, das nach Jenbach fließen werde sowie von 100 bis 120 Stellen, die allein in Tirol neu zu besetzen seien – an allen Innio-Standorten etwa 200. Derzeit sind im Werk Jenbach rund 1600 Mitarbeiter beschäftigt, darunter mehr als 100 Lehrlinge.

Die Notwendigkeit, neue Mitarbeiter aufzunehmen, sei durch den Rückzug des Ex-Eigentümers bedingt. Bereiche wie Finanzen, IT oder Human Ressources seien von GE miterledigt worden, das müsse nun neu aufgebaut werden, sagt Eitzinger. Auch für die Produktion würden weitere Fachkräfte benötigt, da man aufgrund der hohen Auftragsstände mit der Fertigung kaum nachkomme.

Markennamen bleiben

An den beiden Markennamen Jenbacher und Waukesha soll jedenfalls festgehalten werden, betonte CEO Lange. Kundenseitig gebe es eine gute Ergänzung und wenig Überlappung. Während Jenbacher mit seinen Gasmotoren und Blockheizkraftwerken Energieproduzenten adressiert, insbesondere Stadtwerke, hat sich Waukesha auf große Gasmotoren sowie -kompressoren spezialisiert und hat damit die internationale Öl- und Gasindustrie im Auge. Sitz von Innio bleibt Jenbach.

Die von Advent übernommene Sparte setzte im Vorjahr mit rund 3000 Mitarbeitern an den drei Standorten in Österreich, USA und Kanada 1,317 Milliarden Dollar um. Advent International will mit dem Einstieg bei Jenbacher vom Trend zu immer mehr dezentraler Energieerzeugung profitieren. Innio-Chef Lange rechnet jedenfalls mit weiterem Wachstum im "mittel- bis hoch einstelligen Bereich". (Günther Strobl, 7.11.2018)