Der Präsident ist zuversichtlich.

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Kampf um das Mikrofon: Trump will nicht auf Jim Acostas Fragen antworten.

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"Es war ein großer, ein unglaublicher Tag", erklärte US-Präsident Donald Trump in einer Pressekonferenz am Mittwoch. Die Republikaner hätten bei der Senatswahl Geschichte geschrieben und auch bei der Wahl zum Repräsentantenhaus die Erwartungen übertroffen, obwohl die Medien gegen ihn seien. Klare Gegner und Feindbilder präsentierte der US-Präsident am Tag nach der Wahl.

Das beste Senatsergebnis für die Partei eines regierenden Präsidenten seit John F. Kennedy 1962 habe man erreicht, so Trump. Die von den Demokraten erhoffte "blaue Welle" habe man mit einem "großartigen Wahlkampf" verhindert, erklärte Trump, der seinen Redetext vollständig vom Blatt ablas und den Blick kaum auf das Publikum richtete.

Trump optimistisch

Die Verluste im Repräsentantenhaus führte er auf die zahlreichen altersbedingten Rücktritte zurück. Er zeigte sich hoffnungsvoll für die neue Legislaturperiode: "Die Demokraten werden auf uns zukommen und Vorschläge machen." Als Beispiel nannte er Infrastrukturprojekte, die beide Parteien befürworteten. Er forderte alle Seiten auf, Parteikonflikte beiseitezulegen und "gemeinsam für das amerikanische Volk" zu arbeiten.

Auf die Frage, ob er sich wirklich eine funktionierende Zusammenarbeit mit den demokratisch geführten Ausschüssen vorstellen könne, drohte Trump mit einem politischen Stillstand, für den dann seine Gegner verantwortlich seien.

Zufrieden mit dem Großteil des Kabinetts

Bezüglich seines Plans, an der Grenze zu Mexiko eine Mauer zu errichten, zeigte sich Trump zuversichtlich: "Ich spreche jeden Tag mit Demokraten, und auch sie haben eingesehen, dass wir diese Mauer brauchen." Fragen nach möglichen Kabinettsumstellungen wollte der Präsident nicht beantworten: Er sei "äußerst zufrieden mit dem Großteil" seines Teams. Kurz darauf gab sein Justizminister Jeff Sessions bekannt, dass er auf Trumps Aufforderung zurücktrete.

Akkreditierung für CNN-Reporter entzogen

Als CNN-Korrespondent Jim Acosta wissen wollte, warum Trump die Migrantenkarawane, die sich aus Mittelamerika kommend auf die US-Grenze zubewegt, als "Invasion" bezeichnet habe, erklärte dieser, man brauche Immigranten, diese müssten aber regulär zuwandern.

Auf Nachfragen wollte er nicht antworten, sondern beschimpfte den Reporter und warf ihm vor, "Fake-News" zu verbreiten und ein "Volksfeind" zu sein. Als Acosta dann nachhakte und darauf hinwies, bei den Migranten lasse sich kaum von einer "Invasion" sprechen, platzte dem Präsidenten der Kragen. "Ehrlich gesagt, sollten Sie mich das Land führen lassen. Sie leiten CNN, und wenn Sie gut wären, wären die Einschaltquoten höher", fuhr er den Reporter an

Dieser ließ sich nicht beirren und fragte weiter nach. Trump rief Acosta daraufhin zu: "Das reicht, geben Sie das Mikrofon ab". Zugleich trat der Präsident von seinem Rednerpult zur Seite – was so wirkte, als wolle er die Pressekonferenz abbrechen und den Raum verlassen. Er trat dann aber wieder an das Rednerpult zurück.

Noch während eine Mitarbeiterin nach dem Mikrofon griff, versuchte der CNN-Reporter, Trump eine letzte Frage zuzurufen. Daraufhin beschimpfte der Präsident den Korrespondenten als "unverschämte, fürchterliche Person". CNN müsse sich schämen, ihn als Mitarbeiter zu haben. Trump und Acosta sind sich bereits in der Vergangenheit immer wieder in die Wolle geraten.

Wie Mittwochabend bekannt wurde, hat das Weiße Haus Acosta nach dem Eklat die Akkreditierung "bis auf Weiteres" entzogen, teilte Trump-Sprecherin Sarah Sanders mit.

Vorwürfe gegen Acosta

Sanders erklärte, Acostas Verhalten sei nicht hinnehmbar. Sie warf dem Reporter vor, bei der Pressekonferenz eine junge Frau angefasst zu haben, die lediglich ihrer Arbeit als Praktikantin im Weißen Haus habe nachkommen wollen. Zudem habe Acosta andere Journalisten davon abgehalten, Fragen zu stellen.

Am Donnerstag legte Sanders nach und verbreitete ein auf der Verschwörer-Webseite "Infowars" veröffentlichtes Video, in dem Acostas Bewegungen beschleunigt dargestellt wurden, um ihn aggressiver wirken zu lassen.

Das manipulierte Video.

Aufmerksame Beobachter bemerkten die Manipulation allerdings sofort.

Einer afroamerikanischen Journalistin warf Trump vor, eine "rassistische Frage" gestellt zu haben. Sie hatte ihn auf seine Selbstbeschreibung als "Nationalist" angesprochen. Als April Ryan von den American Urban Radio Networks versucht Trump eine Frage zu stellen, forderte er sie wiederholt auf, sich hinzusetzen.

Dass einzelne Staaten wie die Türkei trotz verschärfter Sanktionen gegen den Iran weiter Öl aus dem Golfstaat importieren dürfen, verteidigte Trump: Schließlich sei ein Ölpreis über 100 Dollar pro Barrel nicht im US-Interesse.

Nordkorea-US-Gipfel Anfang 2019

Auch zu den beziehungen zu Nordkorea wurde Trump angesprochen. Zwischen dem Machthaber Kim Jong-un und Trump herrschte ja im vergangenen Jahr Tauwetter. Das nächste Gipfeltreffen mit Kim erwartet Trump irgendwann Anfang 2019. Er würde gerne die Nordkorea-Sanktionen aufheben, aber die Regierung in Pjöngjang müsse sich bewegen, sagte er.

Die Sieger der Halbzeitwahlen im Video
DER STANDARD

Pelosi berät mit Komitees

Demokratin Nancy Pelosi und baldige Mehrheitsführerin im Repräsentantenhaus möchte mit den entsprechenden Komitees darüber beraten, ob sie Trumps Steuererklärungen anfordern würde. "Ich glaube fest an das Komitee-System", sagte sie bei einer Pressekonferenz am Mittwochabend. (red, APA, 7.11.2018)