Bereits am späten Nachmittag des 12. März 1938 musste der Linzer Hauptplatz wegen Überfüllung gesperrt werden. Über Braunau, Ried und Wels erreichte Hitler dann gegen 20 Uhr Linz.

Weltbild / ÖNB-Bildarchiv / pict

Linz – Als Ministrant gilt es, auf Kirchenboden auch abseits des Altars ordentlich anzupacken. Und so begab es sich im Sommer 1985 in der kleinen Gemeinde Vöcklamarkt, dass die Messdiener zur Räumung des alten Pfarrhofs eingeteilt wurden. Als im angrenzenden Holzschuppen das Brennholz ausgeräumt wurde, kam auf dem Boden eine Steinplatte mit erdseitiger Inschrift zum Vorschein. Nach deren Säuberung sorgten die lange verborgenen Zeilen bei den anwesenden Helfern für Staunen. Sinngemäß lautete die eingravierte Inschrift nämlich wie folgt: "Die Gemeinde Vöcklamarkt bedankt sich bei Adolf Hitler für den Einmarsch/Anschluss in Österreich/Vöcklamarkt im Jahre 1938."

Damals anwesende Aufsichtspersonen nahmen sich der heiklen Tafel an – und es wurde der Talar des Schweigens darübergelegt. Doch noch einmal erblickte die braune Huldigung quasi das Licht der Welt: 1989 wurde die Steintafel im hinteren Bühnenbereich des neu errichteten Pfarrsaals gesichtet. Danach verliert sich die Spur wieder.

Platz im Heimatmuseum

Einer der Ministranten, die damals bei der Ausgrabung dabei waren, ist der Vöcklamarkter Norbert Köpl. Bis heute beschäftigt den 46-Jährigen das Ereignis. Nun hat Köpl einen neuerlichen Anlauf genommen: Er will die Tafel finden und als "geschichtliches Dokument" im örtlichen Heimatmuseum aufstellen lassen.

"Anlässlich der Ereignisse vor 80 Jahren wäre es ein passender Anlass, dieser Steinplatte im Museum als mahnendes Symbol einen Platz zu geben. Ich ersuche die Personen, welche wissen, wo sich diese Steinplatte heute befinden könnte oder wo der ursprüngliche Platz dieser Steinplatte während der Naziherrschaft war, sich bei mir zu melden", appelliert Köpl im STANDARD-Gespräch an die Bevölkerung.

Von der Gemeindepolitik fühlt sich Köpl im Stich gelassen: "Ich habe den Bürgermeister ersucht, meinen entsprechenden Aufruf in der Gemeindezeitung zu veröffentlichen, was entschieden abgelehnt wurde."

Bürgermeisteraufruf zur Tafelsuche

"Ich habe keine Ahnung, wo die Steinplatte ist. Aber es ist absolut in meinem Interesse, der Sache nachzugehen", sagt Bürgermeister Josef Six (ÖVP) zum STANDARD. Sollte die Steinplatte gefunden werden, wäre "selbstverständlich das Heimatmuseum der richtige Platz".

Und warum kein Aufruf in der Gemeindezeitung? Six: "Es kann nicht jeder Bürger einfach etwas in einem Amtsblatt veröffentlichen." Damit wurde die Vergangenheitsbewältigung im Hausruckviertel zur Chefsache erklärt: In der kommenden Dezember-Ausgabe der Gemeindezeitung findet sich nämlich unter der Rubrik "Der Bürgermeister informiert" ein Aufruf zur Tafelsuche. (Markus Rohrhofer, 8.11.2018)