Erfolg haben bedeutet längst nicht mehr nur Profit erzielen – es geht mehr um mehr um den gesellschaftlichen Wert.

Was macht einen "guten" CEO heute aus? Bestimmt nicht mehr die erzielten Profite allein, so wie mancherorts immer noch fälschlicherweise angenommen wird, sondern dass darüber hinausgehend ein wesentlicher Wert für die Gesellschaft erzielt werden muss.

Spätestens seit Larry Fink, CEO des weltweit größten Vermögensverwalters Black Rock, im Februar 2018 den Firmenchefs, in deren Unternehmen der größte Fonds der Welt investiert ist, über die New York Times die Relevanz unternehmerischer Verantwortung ausrichten ließ, sollten sich Unternehmensspitzen allerorten, aber auch in Österreich, rasch Gedanken machen, welchen Wert sie mit ihrer wirtschaftlichen Tätigkeit für die Gesellschaft herstellen und wie sie diesen messen, belegen und transparent darstellen können. Dass Unternehmen, egal ob KMU oder Großkonzern, dabei profitabel sind und bleiben, gilt heute als Grundvoraussetzung für CEOs denn die Toleranzschwelle für die bis dato in Kauf genommenen negativen Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft befindet sich weltweit im dramatischen Tiefflug, der Erwartungsdruck an die Unternehmensführung, ihre Entscheidungen an gesellschafts- und umweltpolitischen Veränderungen auszurichten, steigt hingegen.

Mehr als nur Lippenbekenntnisse

Als UN-Generalsekretär Kofi Annan im Jahr 2000 einen globalen Unternehmenspakt für eine soziale und ökologische Gestaltung der Globalisierung ins Leben rief, unterzeichneten 50 CEOs der größten Unternehmen der Welt diesen "Global Compact" der Vereinten Nationen. Seit damals ist die Zahl der Teilnehmer auf mehr als 12.000 Unterzeichner, darunter auch zahlreiche KMUs in über 160 Ländern, angewachsen, nicht zuletzt auch aufgrund der spürbar veränderten globalen Bedingungen für Umwelt und Gesellschaft, ihrer Auswirkungen auf Unternehmen und deren stark verflochtene internationale Wertschöpfungsketten.

Dass Management mit Verantwortung unter Einhaltung von Prinzipien heute Erfolg ausmacht, kann auch heuer wieder im jährlichen Ranking des "Harvard Business Review" nachgelesen werden. Bereits zum zweiten Mal in Folge wurde ein unterzeichnender Top-Manager für seine exzellente Unternehmensführung als bester Firmenchef der Welt ausgezeichnet: Mit Pablo Isla, CEO der spanischen Textilgruppe Inditex, gewann jemand, der gleichermaßen über Anstand, menschliche Qualitäten, Weitblick und wirtschaftliches Geschick verfügt. CEOs, die "nur" finanzielle Gewinne vorweisen können, landeten auf den hinteren Plätzen.

Das Ranking gilt als eines der meistbeachteten der Welt und bewertet die langfristige Performance von Managern der 1200 größten börsennotierten Unternehmen der Welt, ohne dabei Quartalszahlen oder CEO-Gehälter miteinzubeziehen. Vielmehr wird mit einer 20-prozentigen Gewichtung die Qualität der Führung in den sogenannten "ESG"-(Environmental, Social, Governance)-Bereichen gemessen. Anständigkeit, Sorgfalt und Verantwortung in der Geschäftsgebarung sowie die Einbeziehung sozialer und ökologischer Kriterien in die Entscheidungsfindung auf oberster Unternehmensebene und in sämtliche wirtschaftliche Aktivitäten stellen heute aufgrund der damit einhergehenden Transparenz auch für internationale Investoren ein Exzellenzkriterium dar.

Globaler Pakt für Verantwortung

Die nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen (Sustainable Development Goals, SDGs) können bis 2030 nur durch allergrößte kollaborative nationale und internationale Anstrengungen erreicht werden. Die weltweit größten und wichtigsten Unternehmen der Welt haben sich ebenso wie die 193 Unterzeichnerstaaten, darunter auch Österreich, verpflichtet, diese Ziele zu erreichen. Die CEOs der am Global Compact teilnehmenden Unternehmen haben sich mit ihrer Unterschrift persönlich zu gemeinsamen Anstrengungen für eine nachhaltige Zukunft für alle bekannt. In Österreich haben bisher erst knapp 80 der führenden Unternehmenschefs des Landes das ungeheuer große Potenzial an Geschäftsmöglichkeiten, das damit einhergeht, erkannt und ihren Willen zu einem Beitrag durch persönliche Unterzeichnung bekräftigt.

Unter global agierenden Unternehmen jeder Art und Größe hat es sich bereits herumgesprochen, dass höhere Klimaziele und öffentliches Eintreten für Menschenrechte besser sind – auch fürs Geschäft. Es ist daher nicht weiter verwunderlich, wenn sich die Führungspersönlichkeiten der größten Unternehmen weltweit für die Erreichung der Pariser Klimaziele und die Achtung der Menschenrechte im internationalen und nationalen Geschäft einsetzen.

Als Unterzeichner des Global Compact ist sich jeder CEO der Verpflichtung bewusst, diese und weitere Prinzipien in allen Aspekten und Handlungen der Geschäftstätigkeit zum Ausdruck zu bringen und dafür einzutreten, dass sie eingehalten und umgesetzt werden. Dies bedingt, durchaus auch gegen kurzsichtige nationalpolitische Entscheidungen, die im Widerspruch zu Klimaschutz, Menschenrechten oder auch Antikorruption stehen, Stellung zu beziehen. Unternehmen jeder Branche und Größe, deren Führung über Weitblick verfügt, haben sowohl gesellschaftliche wie ökologische Risiken durch Klimawandel, Menschenrechtsverletzungen oder kurzfristige Gewinnorientierung erkannt und wenden sich vermehrt den durch die SDGs erwachsenden Chancen zu. Wir brauchen dringend Führungskräfte, die sich jetzt für die Zukunft entscheiden: Denn das macht "gute" CEOs aus. (Daniela Knieling, 13.11.2018)