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Die Demokratin Gretchen Whittmer wurde am Dienstag zur Gouverneurin von Michigan gewählt. Ihre Partei kann im Mittleren Westen der USA wieder mit Zugewinnen rechnen.

Foto: APA / AFP / Getty Images / Bill Puglia

Washington – Die Ergebnisse der Midterm-Elections entsprechen trotz Zugewinnen nicht ganz den Hoffnungen der US-Demokraten. Zwar konnte die oppositionelle Partei mit beträchtlichem Vorsprung das Repräsentantenhaus einnehmen – der Senat ging allerdings nach allen aktuell vorliegenden Berechnungen erneut verloren. Mit Blick auf die Präsidentenwahl 2020 sind den bisher vorhandenen Zahlen aber ermutigende Prognosen für die Partei zu entnehmen, wie eine Berechnung der Umfrageplattform "Fivethirtyeight" zeigt.

Ausgangspunkt für die Berechnungen ist die Annahme, dass die Parteipräferenz bei der Wahl zum Repräsentantenhaus in etwa mit jener bei der Präsidentenwahl korrespondiert – was sich in früheren Wahlen zwar oft, aber nicht immer als korrekt herausgestellt hat. Aber auch wenn man nur von einer losen Übereinstimmung ausgeht, sind die Zahlen relativ deutlich: Die Demokraten haben jene Verluste, die sie bei der Wahl 2016 im Mittleren Westen erlitten haben, offenbar weitgehend wieder gutgemacht.

Deutliche Mehrheiten

Zählt man alle Stimmen aus dem Rennen um das Repräsentantenhaus zusammen, kommt die Partei in drei Staaten, die sie an Donald Trump verloren hatte, wieder auf deutliche Vorsprünge. So würde sie Michigan mit einem Abstand von sieben Punkten gewinnen, Wisconsin mit einem Vorsprung von acht und Pennsylvania mit zehn Prozentpunkten Abstand.

Auch die Bundesstaaten Iowa und Florida würden die Demokraten für sich entscheiden – obwohl beide für das Erlangen einer Wahlmännermehrheit von 270 Stimmen nicht zwingend nötig wären. Probleme haben die Demokraten hingegen weiterhin in Ohio. Der traditionell als Swing State geltende Bundesstaat hat sich in den vergangenen Jahren in Richtung der Republikaner entwickelt. Vor allem für Florida gibt es aber die Perspektive auf weitere demokratische Zugewinne. Die Bürger des Sunshine State haben bei einem Referendum am Dienstag dafür gestimmt, 1,4 Millionen ehemaligen Häftlingen ihr Wahlrecht zurückzugeben. Weil diese vorwiegend aus Bevölkerungsschichten kommen, die zu den Demokraten neigen, könnte das die Gewichte in Florida neu verschieben.

Auch Südstaaten zur Disposition

Wie "Fivethirtyeight"-Chefredakteur Nate Silver anmerkt, scheint sich aber für die Demokraten in der Zukunft ein weiterer Weg zu Mehrheiten aufzutun – auch wenn dieser wohl nur bei günstiger politischer Wetterlage befahrbar ist: Denn auch in Arizona, North Carolina und Texas haben die Republikaner diesmal nur mit relativ geringen Vorsprüngen gewonnen. Vor allem Texas, mit seinen 38 Wahlmännern der zweitgrößte Staat, gilt für die Demokraten als großer Preis. Allerdings ist davon auszugehen, dass die aus ihrer Sicht positiven Zahlen vor allem der Begeisterung für Senatskandidat Beto O'Rourke zuzuschreiben sind.

Schlussendlich, so Silver, sollten sich die Demokraten eher darauf konzentrieren, ihren Vorsprung im Norden der USA wieder zu konsolidieren. Das sei der einfachere und daher logischere Weg zu einer Mehrheit. Es ist also davon auszugehen, dass die Wahlbotschaften der Partei auf absehbare Zeit auch weiter die Sorgen der dort lebenden weißen Arbeiter in den Blick nehmen werden. (Manuel Escher, 9.11.2018)