Google arbeitet am nächsten grundlegenden Umbau von Android.

Grafik: Google

Mit Android 8.0 hat Google einen tiefgreifenden Umbau an seinem Betriebssystem vorgenommen: Unter dem Namen "Project Treble" wurden dabei der eigentliche Android-Source-Code sowie gerätespezifische Bestandteile strikt voneinander getrennt. Vor allem aber wurden mit dem Umbau fixe Schnittstellen für die Kommunikation zwischen den beiden Welten eingeführt, was es möglich macht Treiber und Android-Version parallel zu warten – und so die Update-Entwicklung erheblich vereinfacht.

Spurensuche

Doch all das dürfte erst ein Anfang gewesen sein: Google arbeite derzeit an der nächsten Ausbaustufe von Treble, schreibt Rootless-Launcher-Entwickler AmirZ in einem Posting auf Reddit. Diese Erkenntnis speist sich aus diversen Hinweisen im öffentlich verfügbaren Source Code von Android.

Die Aufgabe des – derzeit – unter dem Codenamen APEX geführten Projekts ist offenbar die Modularisierung des Quellcodes. So würden auch zentrale Bestandteile wie die Runtime Art in separaten Paketen geführt und beim Booten in einem eigenen Pfad eingebunden. Das ermögliche es jedes dieser Module getrennt zu aktualisieren. Eine digitale Signatur garantiere dabei, dass das Paket nicht verändert wurde und vom ursprünglichen Hersteller stammt. Bei der Implementation dieses Features dürfte sich Google übrigens von der Community inspirieren haben lassen. Immerhin verwendet das unter Root-Usern beliebte Tools Magisk einen sehr ähnlichen Ansatz zum Laden seiner Module.

Viele Details zu APEX sind dabei aber noch offen, bisher finden sich im Quellcode erst Spuren in diese Richtung, der Großteil des Systems ist davon aber noch unberührt. Klar ist aber, dass das Ganze nachhaltige Auswirkungen auf die Android-Welt haben könnte. Immerhin eröffnet dies die Möglichkeit, dass die Gerätehersteller ihre Android-Modifikationen als solche Module einbinden, während das Kernsystem als generisches Image von Google selbst geliefert wird.

Vorgeschichte

Ganz überraschend kommt diese Entwicklung allerdings nicht: Bereits im Vorjahr hatte Google-Entwickler Iliyan Malchev in einem Vortrag betont, dass Treble nur ein erster Schritt zu einer kompletten Modularisierung von Android sein soll. Auch damals war schon die Rede davon, dass es darum geht, dass Dritthersteller ihre Anpassungen vornehmen können, ohne in den Kern des Systems eingreifen zu müssen. Die Kompatibilität würde dabei durch fixe Schnittstellen gesichert, womit beispielsweise eine alte Version von Samsungs eigener Oberfläche ohne Anpassungen auf einem neuen Android-Kern laufen sollte – und dieser somit separat aktualisiert werden könnte.

Offen bleibt dabei natürlich, in welchem Zeitrahmen die Ergebnisse von APEX bei den Nutzern landen werden. Angesichts der aktuellen Hinweise könnte es aber bereits mit der nächsten Generation des Betriebssystems so weit sein. Das wäre dann das für kommendes Jahr geplanten Android Q. (Andreas Proschofsky, 9.11.2018)