Das Rennen um die US-Präsidentenwahl 2020 ist eröffnet. Mit den Midterm-Elections ist der inoffizielle Startschuss für den Wahlkampf um die Präsidentschaft gefallen: Nach einigen ermutigenden Resultaten für die Demokraten wird nun über potenzielle Kandidaten spekuliert. In einem sind sich die US-Medien einig: Es wird ein langes, enges, teures und dramatisches Rennen geben.

Zuerst gilt es für Anwärter, die Primaries zu bestreiten: Bei den Demokraten könnten mehr als 17 Kandidaten dafür antreten, die Nominierung der Partei zu ergattern. Auf den Gewinner der demokratischen Vorwahlen wartet im großen Rennen am 3. November 2020 dann vermutlich US-Präsident Donald Trump.

Trump vs. unbekannt

Trumps Zustimmungsrate bei der gesamten Bevölkerung liegt zwar unter 50 Prozent. Allerdings ist er bei den republikanischen Wählern weiterhin sehr beliebt, sodass die Nominierung eines anderen Republikaners als unwahrscheinlich gilt.

Der 75-jährige Joe Biden, unter Barack Obama zwischen 2009 und 2017 Vizepräsident, wird als wahrscheinlicher Kandidat gehandelt. Seine Beliebtheit bei Demokraten hat Biden auch seiner Gutmütigkeit, seinem Humor und seinen unaufgeregten Umgangsformen zu verdanken. Laut einer Umfrage von Public Policy Polling würde Biden das Rennen gegen Trump mit 54 Prozent gewinnen. Diese Prognose ist zwei Jahre vor der Wahl selbstverständlich mit Vorsicht zu betrachten.

Der 77-jährige Bernie Sanders ist mit seiner Bewerbung für die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten 2016 zu einer Ikone der US-Linken geworden. Sanders ist parteiunabhängig, hat sich im Senat aber der Fraktion der Demokraten angeschlossen und ist besonders bei jungen Wählern beliebt. Public Policy Polling zufolge würde er gegen Trump mit 49 Prozent gewinnen, sein Gegner nur auf 40 Prozent kommen.

Die wiedergewählte Senatorin aus Massachusetts, Elizabeth Warren, belegte in einem CNN-Ranking der aussichtsreichsten Kandidaten für den Vorwahlkampf der Demokraten den ersten Platz. Die Expertin für Wirtschaftsrecht und Konsumentenschutz gehört zum linken Spektrum der Partei. Die Prognose von Public Policy Polling: 48 Prozent für Warren, 40 Prozent für Trump.

Der 49-jährige Senator von New Jersey, Cory Booker, punktet vor allem bei der jungen Wählerschaft. Diese versucht er intensiv über soziale Netzwerke anzusprechen. Talkshow-Moderatorin Oprah Winfrey ist ein prominenter Fan des Juristen, dessen Eltern zu den ersten schwarzen Managern beim Computerriesen IBM gehörten. Laut Public Policy Polling würde auch er Donald Trump besiegen – mit 47 zu 39 Prozent.

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Nicht wenige Demokraten sehen im telegenen, 1,93 Meter großen Beto O'Rourke die bisher schlagkräftigste Antwort auf Donald Trump. Die Senatswahl in Texas hat der 46-Jährige zwar verloren, aber unerwartet knapp. Wegen seiner Redegewandtheit und seines Charismas wird O'Rourke immer wieder "der neue Obama" genannt.

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Eine Kandidatur der Senatorin von Kalifornien und ehemaligen Justizministerin (Attorney General) Kamala Harris wäre eine glatte Kampfansage an Trump: Sie ist die Tochter eines aus Jamaika stammenden Universitätsprofessors und einer indischstämmigen Ärztin und richtet ihren politischen Fokus auf Frauen und ethnische Minderheiten. Laut Public Policy Polling stehen ihre Chancen gegen Trump bei 45 zu 40 Prozent.

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Der am Dienstag wiedergewählte Senator des Bundesstaats Virginia, Tim Kaine, sollte 2016 als Vizepräsidentschaftskandidat für die Demokraten jene Wählerschichten erreichen, die nichts von Hillary Clinton wissen wollten. Der praktizierender Katholik gilt als extrem geduldig und als guter Redner – auch wenn er sich selbst in TV-Interviews als "Langweiler" bezeichnet.

John Delaney, ein wenig bekannter Abgeordneter des Repräsentantenhauses aus Maryland, ist der einzige Demokrat, der bislang offiziell seine Kandidatur für das Präsidentenamt angekündigt hat. Die Prognose von Public Policy Polling: Trump und Delaney kämen ex aequo auf 38 Prozent. (Flora Mory, 9.11.2018)