Feuerstellen vermitteln Gemütlichkeit, mit Ethaolöfen kann aber viel passieren, warnen Ärzte.

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Sie sind dekorativ, relativ günstig und leicht zu installieren. Die Produzenten von Ethanol-Öfen versprechen heimelige Atmosphäre in der kalten Jahreszeit – eine klassische Feuerstelle braucht es dafür nicht.

Mediziner des Grazer Uniklinikums warnen nun rechtzeitig zur kalten Jahreszeit vor dem Gefahrenpotenzial der Alternativkamine. Denn von den kleinen Dekoöfen geht bei unsachgemäßer Nutzung eine oft unterschätzte Gefahr aus.

Wie gefährlich der Umgang sein kann, hat eine heute 38 Jahre alte Steirerin vor eineinhalb Jahren am eigenen Leib erfahren. Beim Nachfüllen des Ofens in ihrer Wohnung kam es zu einer Explosion, bei der sie schwerste Verbrennungen erlitten hat. Wenn der Ofen beim Befüllen noch zu heiß ist, kann sich das Ethanol schlagartig entzünden.

Zehn Operationen

Die Verpuffung des Gasgemisches hat eine Stichflamme verursacht, die mehr als 70 Prozent der Haut der Patientin verbrannte, wie Lars-Peter Kamolz, Leiter der Klinischen Abteilung für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie erklärt.

Die Überlebenschancen der Patientin lagen bei fünf Prozent. "Alleine in der ersten Akutphase haben wir zehn Operationen durchgeführt", so der Abteilungsleiter. Die Patientin war zwei Monate auf der Intensivstation und wurde danach noch ein weiteres Monat im Spital behandelt. Lange war nicht ausgeschlossen, dass nicht doch der rechte Fuß amputiert werden muss. Nach langen Reha-Aufenthalten und nach weiteren rekonstruktiven Eingriffen ist die Patientin wieder im Alltag angekommen. Prasselndes Feuer hält sie bis heute nicht aus. "Vielen ist die Gefahr nicht bewusst. Auch wenn diese Designöfen schön aussehen, sind sie im wahrsten Wortsinn brandgefährlich", warnt sie heute.

Schwebend gelagert

Die Behandlung von derart schwerwiegenden Verletzungen vor allem durch interdisziplinäre Zusammenarbeit an einem Zentrum möglich, in dem Anästhesisten, Plastische Chirurgen, Pflegepersonen, Physio- und Ergotherapeuten rund um die Uhr Hand in Hand agieren, so Kamolz. "Einer der Meilensteine war sicher, als wir die Patientin nach mehreren Wochen aus dem Sandbett herauslegen konnten", erzählt Philipp Metnitz, Leiter der Abteilung für Allgemeine Anästhäsiologie, Notfall- und Intensivmedizin. Dabei handelt es sich um ein spezielles Bett, das mit nanokristallinem Glasstaub gefüllt ist, die durch einen starken Luftstrom verwirbelt werden. Somit ist der Patient schwebend gelagert und Druckstellen können leichter vermieden werden.

Im Vorjahr wurden an der Abteilung für Plastische Chirurgie in Graz rund 80 Patienten mit Verbrennungen zweiten oder dritten Grades behandelt, wie sie auch die Oststeirerin erlitten hat. "Wir sind keine Experten für Ethanolöfen, aber es kann doch extrem viel passieren, wenn die Kombination aus Unachtsamkeit und Pech zusammentrifft", sagt Kamolz. (APA, 11.11.2018)