Beirut – Bei den schwersten Gefechten seit Einrichtung einer Pufferzone um die syrische Rebellenbastion Idlib sind dort laut Aktivisten 23 Aufständische getötet worden. Die Truppen von Machthaber Bashar al-Assad hätten am Freitag eine Stellung der Rebellengruppe Jaish al-Issa in der "entmilitarisierten Zone" angegriffen und 23 Rebellen getötet, erklärte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte.

Nach dem Angriff hätten sich die Regierungstruppen aus der Zone zurückgezogen. Die Türkei und Russland hatten am 17. September die Einrichtung einer 15 bis 20 Kilometer breiten Pufferzone um Idlib vereinbart, um eine Offensive der Truppen Assads abzuwenden. Gemäß der Vereinbarung sollten die Rebellen bis Mitte Oktober ihre schweren Waffen abziehen und die Jihadisten die Zone komplett verlassen, die unter die Kontrolle der türkischen Armee und der russischen Militärpolizei gestellt werden sollte.

Entschlossener Assad

Obwohl die Jihadisten die Zone nicht vor Ablauf der Frist verließen, zeigte sich Russland zufrieden mit der Umsetzung des Abkommens, was als Verlängerung der Frist an die Jihadisten gedeutet wurde. Moskau scheint bisher gewillt, eine Offensive seines Verbündeten Assad auf die letzte Rebellenbastion in Syrien zu verhindern. Assad gibt sich aber entschlossen, ganz Syrien wieder unter seine Kontrolle zu bringen.

Nach Angaben der Beobachtungsstelle war der Angriff auf Jaish al-Issa im Norden der Provinz Hama die bisher schwerste Attacke in der Region seit Einrichtung der Pufferzone. Die Armee habe dabei versucht, ein hohes Gebäude von den Rebellen zu erobern, erklärte die oppositionsnahe Organisation mit Sitz in Großbritannien, die ihre von unabhängiger Seite schwer zu überprüfenden Informationen von Aktivisten vor Ort bezieht. Zu Verlusten der Regierungstruppen machte sie keine Angaben.

Vereinbarung abgelehnt

Jaish al-Issa ist eine vorwiegend in der Region von Lataminah aktive Rebellengruppe, die zuvor von den USA unterstützt wurde. Sie gehört nicht zur Nationalen Befreiungsfront, in der sich auf Betreiben der Türkei mehrere Rebellengruppen in Idlib zusammengeschlossen hatten. Jaish al-Issa hatte zunächst die türkisch-russische Vereinbarung abgelehnt, aber unter türkischem Druck nachgegeben und ihre schweren Waffen abgezogen.

Im Süden Syriens kamen inzwischen 17 Drusen frei, die Ende Juli von der Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) aus einem Dorf bei Suweida entführt worden waren. Der Leiter des örtlichen Senders Sweida24, Nur Radwan, sagte, die Frauen und Kinder seien am Freitag sicher nach Hause zurückgekehrt. Allerdings seien zwei Kinder bei einem Fluchtversuch während Gefechten der Jihadisten mit der Armee getötet worden.

Staatsmedien hatten am Donnerstag berichtet, die Armee habe 19 Geiseln bei einem Militäreinsatz befreit. Radwan sagte dagegen, sie seien im Zuge einer Vereinbarung freigelassen worden. Die IS-Miliz hatte Ende Juli nach einer verheerenden Anschlagsserie in Suweida und umliegenden Dörfern 36 Frauen und Kinder in die Wüste verschleppt. Während mehreren Geiseln die Flucht gelang, wurden zwei andere von den Extremisten ermordet. (APA, 9.11.2018)