Bremerhaven – Im Juli 2017 brach mit dem 5.800 Quadratkilometer großen A68 einer der größten jemals registrierten Eisberge vom Larsen-C-Schelfeis in der Westantarktis ab. Ein Nestflüchter war er allerdings nicht gerade: Er blieb nur ein kleines Stück von der Abbruchstelle entfernt am Meeresboden hängen und verharrte dort ein ganzes Jahr. Erst in diesem Sommer hat er sich mit glazialer Geschwindigkeit Richtung Norden in Bewegung zu setzen begonnen.

Direkt am Ort des Geschehens ist aber seit damals alles anders: Zum ersten Mal seit immerhin 120.000 Jahren wirken nun Atmosphäre und Sonnenlicht auf eine zuvor vom Schelfeis bedeckte Region ein, berichtet das Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven. Diese Veränderungen finden in einem sehr kurzen Zeitraum statt, was die Ökosysteme am Meeresboden zwingt, sehr schnell zu reagieren und sich anzupassen.

Forschungsschiff unterwegs

Um diese Veränderungen zu verstehen, ist es nun nötig, möglichst schnell den aktuellen Zustand der Umwelt zu erfassen. Deshalb ist am Sonntag das Forschungsschiff Polarstern aus Bremerhaven ausgelaufen, um die Region genauer zu untersuchen. Zunächst fährt es über Südafrika bis Chile, Anfang Februar soll es dann in die Antarktis weitergehen. Mehr als 50 Experten aus fünf Ländern sind an der Mission beteiligt. Sie wollen erkunden, welche Meeresboden-Landschaften und Lebewesen sich unter dem abgebrochenen Eis befinden.

Wissenschafter befürchten, dass durch Abbrüche wie den im vergangenen Jahr langfristig das gesamte Larsen-C-Schelfeis in der Westantarktis zerfallen könnte. In den Jahren 1995 und 2002 waren erst das Larsen-A-Schelfeis und später das Larsen-B-Schelfeis fast vollständig zerfallen. (red, 12. 11. 2018)