Seit Oktober hat der Onlinehandelsriese Amazon im niederösterreichischen Großebersdorf ein eigenes Verteilzentrum. Seitdem liefert man – parallel zu Partnern wie der österreichischen Post – Pakete auch selbst aus. Doch, wie mehrere voneinander unabhängige Quellen, darunter ein verärgerter Leser, dem STANDARD bestätigen, landen Pakete, die durch diesen Dienst geliefert wurden, vermehrt vor der Tür, wenn der Empfänger nicht da war, um sie entgegenzunehmen.
Im LTE-Forum kritisieren Nutzer, dass teilweise Pakete im Wert von mehreren hunderten Euro auf diese Weise versandt werden. Zudem würden sie bei Nachbarn landen, die man nicht kennt – ein User erzählt, dass er in einem Wohnhaus mit über 180 Wohnungen lebe. Ebenfalls kritisiert werden die unvorhersehbaren Lieferzeiten. Stellt man etwa die österreichische Post manuell als präferierten Dienst ein, würde sich die Lieferung maßgeblich verzögern.
Abstellgenehmigung eigentlich notwendig
Laut dem Verein für Konsumenteninformationen (VKI) sei eigentlich eine Abstellgenehmigung notwendig, bevor Zusteller ein Paket ohne Lieferbestätigung – also etwa einer Unterschrift des Empfängers – vor die Haustür abstellen dürfen. Ansonsten gilt es als nicht ordentlich geliefert.
Amazon muss Ersatz leisten, aber nicht unterbinden
Etwa bei einem Diebstahl liege das Risiko demnach bei dem Unternehmen. "Solange es ankommt, ist es schwierig, rechtlich vorzugehen", heißt es vom VKI zum STANDARD. Anderenfalls kann man als Kunde aber sein Geld zurück verlangen. Solange Amazon Ersatz leistet, ist das Unternehmen rechtlich nicht dazu gebunden, das Abstellen vor der Haustüre zu unterbinden. Bei teureren Paketen kann die Prozedur jedoch länger andauern.
Keine Abholstationen als Grund?
Warum Amazon so handelt, ist unklar. Auf Anfrage erklärte das Unternehmen:
Ein Hinweisgeber gab an, dass Amazons Partnerdienste den Auftrag hätten, Pakete vor die Tür zu stellen. Ein Grund für diese Handhabung könnte sein, dass das Unternehmen bisher noch keine eigenen Abholstationen in Wien hat, weshalb Lieferungen zurück in das Verteilzentrum müssten. Verifizierbar ist das nach aktuellen Informationen jedoch nicht. (Muzayen Al-Youssef, 9.11.2018)