Das ist doch mal etwas Ungewöhnliches! Oper als Gesamtkunstwerk aus orchestraler Pracht, Goldstimmen und Regiewahnsinn ist an sich eine Herausforderung. Warum nicht einmal entschlacken? Wenn Bedeutendes schon im Orchestergraben rumort, wie bei Richard Wagner, warum nicht einmal Stimme weglassen, sich vollends auf Instrumentales konzentrieren?

Natürlich nicht eine ganze Oper lang, nur in Ausschnitten: Dirigent Franz Welser-Möst und die Wiener Philharmoniker, die an der Staatsoper bereits mehrfach den ganzen Ring geschmiedet haben, geben also im Musikverein Teile der Götterdämmerung und in Teilen ohne Stimme. Die Morgendämmerung, mit kleiner Panne im Blech, blüht schön auf. Siegfrieds Rheinfahrt wirkt klangsinnlich; dann noch etwas ohnedies von Wagner stimmlos Gedachtes: Effektvoll steigert Welser-Möst Siegfrieds Tod und Trauermarsch und führt die Struktur zur utopisch-romantischen Schlussszene. Bisweilen sind solch Experimente reizvoll, wobei da noch mehr war: Mit Geiger Volkhard Steude und Cellist Peter Somodari gab man Brahms' Konzert in a-Moll, op. 102 als ausdrucksprall-eloquenten Plausch der Instrumente. Herzhaft auch Antonín Dvoráks Carneval-Ouvertüre, welche die Schönheit orchestraler Geläufigkeit demonstrierte, wie auch jenes fröhliche Jauchzen der Geigen, das so typisch für dieses Orchester scheint.

Die Philharmoniker nehmen das Programm übrigens mit zu ihrer Japanwoche. So kann auch auf der fernen Insel noch eindringlicher erfahren werden, welch Klangdramaturg, Farbmischer und Instrumentalsänger dieser Wagner war. (tos, 9.11.2018)