Berlin/Kabul – Ein ranghoher afghanischer Diplomat hat nach Medieninformationen Asyl in Deutschland beantragt. Laut Recherchen von "Süddeutscher Zeitung", WDR und NDR will der Mann wegen Sicherheitsbedenken nicht in sein Land zurückkehren. Die Zeitung berichtet in ihrer Samstagsausgabe unter Berufung auf deutsche Behördenkreise, der Mann sei bis Ende Oktober in einer diplomatischen Vertretung Afghanistans in Deutschland tätig gewesen.

Nach Ablauf seiner Dienstzeit als Konsul kehrte er demnach aber nicht nach Kabul zurück, sondern meldete sich bei einer Polizeistelle, um einen Asylantrag zu stellen. Mittlerweile sei er beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) registriert und warte auf seine Anhörung.

Abschiebungen

Die deutschen Behörden könnte der Fall in eine diplomatisch und politisch heikle Lage bringen. In den vergangenen Monaten hat Innenminister Horst Seehofer (CSU) seine Bemühungen verstärkt, abgelehnte Asylbewerber wieder nach Afghanistan abzuschieben.

Nach einem Anschlag auf die deutsche Botschaft in Kabul im Frühjahr 2017 und aufgrund der schlechten Sicherheitslage hatte die deutsche Bundesregierung bis zum Sommer 2018 teilweise einen Abschiebestopp verhängt. Lediglich straffällig gewordene oder als islamistische Gefährder eingestufte Afghanen wurden zurückgebracht. Seit Juli finden nun wieder regelmäßig Abschiebungen statt.

Grundlage für diese Entscheidung war ein Lagebericht des Auswärtigen Amts, der zu der Einschätzung kam, die Sicherheitslage in Afghanistan sei zwar weiterhin "volatil", habe sich jedoch punktuell verbessert. Nach Angaben des deutschen Bundesinnenministeriums wurden dieses Jahr 228 Afghanen abgeschoben. (APA, 10.11.2018)