Es geht hoch her in den Kammerspielen, schließlich geht es abgründig zu hinter manch hübsch geschminkten Gesichtern.

Foto: Sepp Gallauer

Wien – Sieben Frauen in einem Landhaus, irgendwo abgeschieden in Frankreich gelegen. Plötzlich ein Mord. Das Opfer ist der Ehemann, Vater, Schwiegersohn, Schwager und Herr der beiden Dienstmädchen. Eines Morgens wird er mit einem Messer im Rücken auf seinem Bett gefunden. Die Aufregung ist größer als die Trauer. Ein klassisches Whodunnit mit einer Auswahl von acht möglichen Täterinnen beginnt. Denn auch die Schwester des Toten taucht auf und ist verdächtig. Bald hat jede etwas zu verbergen und ein Motiv. Nicht ohne Grund ist das Telefon tot, und der Wagen springt auch nicht an.

Mit dem Gefühlshaushalt und der Intrigendichte einer Telenovela schnurrt dieses Kammerspiel zwei Stunden lang ab. Die Bühne (Ece Anisoglu) ist ein schmuckloses Entree. Eine Enthüllung und Pointe jagt dort die andere.

Herbert Föttingers Inszenierung der Kriminalkomödie Acht Frauen liegt in den Kammerspielen der Josefstadt unter dickem Staub. Alles hier ist bieder. Das nimmt aber tatsächlich mit zurück in die bürgerlichen 1960er, wo Freunde schlichter Unterhaltung nun auf ihre Rechnung kommen.

Marianne Nentwich als geizige Großmutter ist gar nicht so an den Rollstuhl gefesselt, wie sie bisher alle glauben machen konnte. Sandra Cervik gibt die Schwägerin, die sich ständig über etwas empört und mit nervös nestelnden Fingern das Strickwestchen bis oben zugeknöpft hat (Kostüme: Birgit Hutter). Ihre Brillengläser sind so dick wie die Liebesromane, die sie heimlich liest. Wer promisken, divenhafter Glamour sucht, wende sich fortan einfach an Pauline Knof. Swintha Gersthofer und Anna Laimanee als Töchter des Hauses nehmen sich dagegen recht langweilig aus.

Zwischendurch wird gesungen und getanzt. Das Dienstmädchen Luise (Silvia Meisterle) ist unter dem Schürzchen ein Vamp und erntet gehörig Applaus, wenn die Bluse platzt. Das Klagelied von Isabella Gregor als Köchin wird zum traurigen Höhepunkt. Susa Meyer als Witwe dagegen reimt "Gaspedal" auf "Seidenschal" und "Vorstandswahl". Auch schon egal. Vielmehr staunt man, mit wie viel Gefühl sie die Erinnerung an bessere Tage trotzdem dersingt. Ein Quatsch mit tollem Ensemble. (Michael Wurmitzer, 11.11.2018)