Gaza/Jerusalem – Bei einem Gefecht im Gazastreifen sind am Sonntag mindestens sieben Palästinenser und ein israelischer Soldat getötet worden. Die israelische Armee erklärte, bei einem Einsatz von Spezialeinheiten in dem Landstreifen am Mittelmeer sei es zu einem "Schusswechsel" gekommen. Dabei sei ein israelischer Soldat getötet worden, ein weiterer Soldat habe leichte Verletzungen erlitten.

Nach palästinensischen Angaben wurden sechs Palästinenser getötet, darunter ein Anführer der Ezzedin-al-Kassam-Brigaden, des bewaffneten Arms der radikalislamischen Hamas.

Der Schusswechsel ereignete sich demnach im Süden des Gazastreifens nahe der Stadt Khan Younis. Die Ezzedin-al-Kassam-Brigaden erklärten, die israelischen Soldaten seien in einem Zivilfahrzeug in den Gazastreifen eingedrungen. Ein Sprecher der im Gazastreifen herrschenden Hamas sprach von einem "feigen israelischen Angriff". Laut palästinensischen Sicherheitskreisen flog Israel auch Luftangriffe. Aus Israel gab es zunächst keine Erklärungen, was die Auseinandersetzung ausgelöst habe.

Raketen abgefangen

Eine Bodenoperation israelischer Soldaten im Gazastreifen ist ein seltener Vorgang – und dürfte die Spannungen in der Region weiter verschärfen. Die israelischen Streitkräfte machten zunächst keine näheren Angaben zur Art des Einsatzes. Nach dem Schusswechsel wurden aus dem Gazastreifen mindestens zehn Raketen in Richtung Israel abgefeuert. Davon wurden mehrere von der israelischen Raketenabwehr abgefangen, wie die Armee erklärte. Im Süden Israels ertönten Warnsirenen.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu beendete nach dem Gefecht vorzeitig einen Besuch in Paris. Wegen der Sicherheitslage im Süden des Landes habe Netanjahu sich entschieden, den Besuch abzubrechen und noch am Abend nach Israel zurückzukehren, erklärte sein Büro.

Verstärkte Spannungen

Netanjahu hatte sich zu den Weltkriegsgedenkfeiern in der französischen Hauptstadt aufgehalten. Er sollte eigentlich am Montag Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron treffen. Israels Verteidigungsminister Avigdor Lieberman führte nach Angaben seines Büros Beratungen im militärischen Hauptquartier.

Seit rund einem halben Jahr herrschen verstärkte Spannungen zwischen Israel und den Palästinensern im Gazastreifen. An der Grenze kommt es seit Ende März immer wieder zu antiisraelischen Protesten, die meist in blutige Zusammenstöße mit Soldaten münden.

Dabei wurden mehr als 220 Palästinenser getötet. Ein israelischer Soldat wurde an der Grenze zum Gazastreifen getötet, mit dem Gefecht vom Sonntag stieg die Zahl der getöteten israelischen Soldaten auf zwei. (APA, 11.11.2018)