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Jowan Osterlund von Biohax zeigt einen seiner Mikrochips vor.

Foto: James Brooks / AP

Die Dystopie ist manchmal näher, als man glaubt: Laut einem Bericht des "Sunday Telegraph" planen gleich mehrere britische Firmen, ihren Angestellten Mikrochips unter die Haut implantieren zu lassen. Das schwedische Unternehmen Biohax ist demnach derzeit mit mehreren Firmen aus Finanz- und Rechtsbereichen im Gespräch, um diesen entsprechende Chips zu liefern. Und dabei geht es nicht bloß um kleine Experimente: Eine der interessierten Firmen soll mehrere hunderttausend Angestellte haben.

Versprechungen

Die Hersteller solcher Chips werben vor allem mit Sicherheitsversprechen, könnten damit doch sowohl Sicherheitskontrollen am Eingang als auch der Zugriff auf sensible Dokumente vereinfacht werden – eine Aufgabe, die bei beiden Sparten eine wichtige Rolle einnimmt. Die damit ausgestatteten Nutzer können dies aber auch privat einsetzen, um ihr Auto zu starten. Auch medizinische Daten könnten auf einem solchen Chip gespeichert werden.

Der Bericht rief allerdings auch schnell Kritiker auf den Plan: Sowohl der Firmenverband CBI (Confederation of British Industry) als auch die Gewerkschaft TUC warnen gegenüber dem "Guardian" vor solchen Entwicklungen. Denn auch wenn ein solches Chipimplantat theoretisch freiwillig wäre, würden die Mitarbeiter in der Realität natürlich unter Druck stehen, einer solchen Maßnahme zuzustimmen, befürchten die Gewerkschafter. Schon jetzt sehen sich viele einer wachsenden Kontrolle durch Technologie durch die Arbeitgeber ausgesetzt, diese würde durch solche Chips nur noch verstärkt werden.

Beklemmende Ideen

Doch auch auf der Arbeitgeberseite kann man solchen Ideen wenig abgewinnen: Unternehmen sollten sich lieber darauf konzentrieren, ihre Angestellten zu motivieren, als mit solchen beklemmenden Ideen zu spielen, betont ein Sprecher des CBI. Der Verband vertritt rund 190.000 britische Unternehmen.

Die Kosten für solch einen Mikrochip liegen laut Biohax bei rund 150 Pfund (170 Euro). Aktuell hat die Firma nach eigenen Angaben erst rund 4.000 Personen mit einem einem solchen Chip versehen, den Großteil davon im Heimatland Schweden – und dabei vor allem an der Thematik interessierte Einzelpersonen. Im Vorjahr machte man allerdings mit der ersten Unternehmenskooperation Schlagzeilen: Die im US-Bundesstaat Wisconsin angesiedelte Firma Three Square Market ging einen Deal mit mit Biohax ein. In der Folge ließen sich knapp 50 der 80 Angestellten "freiwillig" mit einem Mikrochip versehen.

Biohax verweist auf seiner Seite aber noch auf andere signifikante Partnerschaften: So arbeite man derzeit mit der staatlichen schwedischen Eisenbahn zusammen, damit die Chipimplantate als Ersatz für Zugtickets genutzt werden können. (red, 12.11.2018)