Die potenziellen Kriegsherren sprechen nicht gerne offen darüber, aber es ist eine Tatsache, dass sie aus der amerikanischen Irak-Invasion 2003 gewisse Lehren gezogen haben: Man kann Regime, die einem nicht passen, stürzen – aber die wirklichen Probleme beginnen danach. Diese Erkenntnis hat zumindest dazu beigetragen, dass das syrische Assad-Regime noch an der Macht ist. Und sie ist ein gewichtiger Grund dafür, dass Israel nicht, wie oft in den Raum gestellt, in den Gazastreifen einmarschiert und dort die Hamas entmachtet.

Dabei sind die Kritiker des israelischen Premiers Benjamin Netanjahu davon überzeugt, dass ihm so ein Feldzug aus innenpolitischen Gründen ins Konzept passen würde. Stattdessen hat die israelische Regierung in den vergangenen Wochen etliche Kröten geschluckt, um auf anderen als militärischen Wegen eine Beruhigung der Gaza-Grenze zu finden: zuletzt die, dass Katar, das in Israel als Muslimbrüderfreund nicht gerade den besten Ruf hat, Geld in den Gazastreifen pumpt, um die Lebensumstände dort zu verbessern.

Schon seit Anfang Oktober wird auf einen Durchbruch bei Verhandlungen unter ägyptischer Vermittlung gewartet, der einen längeren Waffenstillstand bringen soll. Ein "Unfall" wie der in der Nacht zum Montag, bei dem ein – offenbar routinemäßig operierendes – israelisches Kommando und die Hamas aneinandergeraten sind, kann den Funken entzünden, der diesen Prozess beendet und zu einer Eskalation führt. Beruhigend ist, dass keine der Seiten Interesse daran hat. Die Hamas, die die Menschen im Gazastreifen nicht ernähren kann, wird versuchen propagandamäßig auszuschlachten, dass die israelische Operation nicht ungestört verlief. Und danach hoffentlich zu Verhandlungen zurückkehren wie Israel auch. (Gudrun Harrer, 12.11.2018)