Prag – Die tschechische Hauptstadt Prag bekommt erstmals einen Bürgermeister aus den Reihen der Piratenpartei. Der Gesundheitspolitiker Zdeněk Hřib unterschrieb am Montag den Koalitionsvertrag mit einer Bürgerinitiative und einem konservativen Parteienbündnis. "Wir stehen heute wirklich an der Schwelle zur Veränderung", sagte der 37-Jährige.

Die Piratenpartei hatte bei der Kommunalwahl Anfang Oktober in Prag 17 Prozent der Stimmen erhalten. Die Partei spricht insbesondere ein jüngeres, Web-affines Publikum an und konnte durch ihre liberale Positionierung und einige umweltpolitische Akzente auch junge Wirtschaftstreibende sowie ehemalige Wähler der stark dezimierten Grünen für sich gewinnen.

Die liberal-populistische Regierungspartei Ano von Premier Andrej Babiš konnte den Bürgermeisterposten nicht verteidigen, obwohl Babiš einen Sieg in der Hauptstadt zur "Prestigesache" erklärt hatte. Die Partei hatte knapp zwei Millionen Euro für den Wahlkampf in Prag ausgegeben.

Arzt baut U-Bahn

Hřib ist studierter Mediziner, hat aber nie als Arzt gearbeitet, sondern sich mit dem Einsatz von IT im Gesundheitswesen beschäftigt. Als Priorität der neuen Rathausführung nannte er den Bau einer neuen, vierten U-Bahn-Linie für die Metropole an der Moldau mit knapp 1,3 Millionen Einwohnern.

Zudem soll das Problem der Wohnungsnot angegangen werden. In der historischen Prager Altstadt wird laut der Stadtverwaltung jede fünfte Wohnung über Onlineanbieter wie Airbnb dauerhaft als Ferienwohnung vermietet. Oft zahlten die Vermieter keine Steuern.

In der Koalition mit Hřib ist die Bürgerinitiative "Prag für sich selbst" und die "gemeinsamen Kräfte für Prag", ein Zusammenschluss der liberal-konservativen TOP 09, der Bürgermeisterpartei STAN und den Christdemokraten (KDU-ČSL). (red, APA, 12.11.2018)