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Dominic Thiem serviert.

Foto: Reuters/Tony O'Brien

London – Night Session bei den ATP Finals in der O2-Arena am Dienstag, 21.00 Uhr MEZ (live Sky): Auf dem Programm steht das zweite Gruppen-Match von Dominic Thiem gegen Superstar Roger Federer. Es ist das Spiel der zwei Verlierer vom Sonntag im Pool "Lleyton Hewitt" und es geht auch um das sportliche Überleben. Mit nur einem Gruppensieg kommt man nämlich nur in Ausnahmefällen ins Masters-Halbfinale.

ATP-Finale im Liveticker: Thiem vs. Federer, ab 21 Uhr

Thiem weiß das natürlich, stand er doch bei seinen beiden bisherigen Masters-Teilnahmen in London ebenfalls jeweils nach dem ersten Match schon mit dem Rücken zur Wand. Weder Thiem noch Federer haben in ihren Matches gegen Kevin Anderson (RSA) bzw. Kei Nishkori (JPN) ihre Bestform zeigen können. Federer erschien nach seiner Niederlage blitzschnell zum Medientermin und sagte am Montag sein Training ab. Spekulationen um eine mögliche Verletzung machten die Runde, doch Federer hat schon öfters einmal eine Übungseinheit abgesagt, um einen freien Kopf zu bekommen.

Federer unter Druck

Thiem trainierte hingegen schon auf dem Practice Court 1 mit einem deutschen Sparringpartner. Der 25-Jährige hat zuletzt vor knapp zweieinhalb Jahren gegen den Maestro aus der Schweiz gespielt. "Gegen ihn ist es extrem wichtig, dass ich ihn nicht ins Spiel kommen lasse. Sobald er in der Offensive ist, gibt er das nicht mehr her. Ich muss sofort draufsteigen", lautet Thiems Devise im Duell gegen den Weltranglisten-Dritten.

Fakt ist, dass Federer trotz seiner 1:2-Bilanz gegen Thiem Favorit bleibt. Auch wenn sich der Eidgenosse nach der Niederlage gegen Nishikori (0:2-Sätze und auch von den Games her identisch mit Thiems Match, ein Satz 3:6, einer 6:7) "eine enttäuschende Leistung" attestierte. "Am Ende habe ich es nicht geschafft, das nötige Level zu finden." Es ist das erste Hallen-Duell Federers mit Thiem, daher muss der sechsfache Masters-Sieger Favorit sein. Doch spielt er wie gegen Nishikori, dann ist für Thiem, der sich vor allem im zweiten Satz gegen Anderson sehr gesteigert hatte, einiges drinnen.

Der French-Open-Finalist aus Lichtenwörth hat die Sonntag-Abendpartie und damit seine beiden nächsten Gegner natürlich beobachtet. "Es war ein bisserl ein komisches Match. Das ist extrem gekippt bei 6:5 Federer, 15:30, als Nishikori den unmöglichen Ball spielt. Wenn Federer da 7:5 gewinnt, gewinnt er das Match wahrscheinlich", glaubt Thiem. Es sei kein berauschendes Match mit vielen Fehlern auf beiden Seiten gewesen. "Ich hätte mir eher gedacht, dass ich morgen (Dienstag) gegen Nishikori spielen werde, aber so ist es halt Federer."

"Der verlernt das Tennis nicht so schnell, leider"

Ob ihm dies nun im Kampf um einen Halbfinalplatz zum Nachteil werden könne? "Es hängt davon ab, wie er spielt. Wenn er richtig gut spielt, dann wird es für jeden ganz schwer. Ich hoffe, dass er nicht sein bestes Tennis spielt so wie gestern auch. Dann werde ich schauen, dass ich an den zweiten Satz vom Sonntag anschließe."

Die Matches von vor zweieinhalb Jahren kann man hingegen kaum als Vergleich heranziehen, meint auch der elffache Turniersieger. "Er ist damals doch eher im Abwärtstrend gewesen, dann hat er dieses unfassbare Comeback gemacht. Ich glaube, dass er jetzt schon ein bisserl besser spielt als damals." Das ausgelassene Training Federers am Dienstag wollte Thiem in keine Richtung überbewerten und zudem: "Der verlernt das Tennis nicht so schnell, leider", fügte er lachend hinzu.

Auf der Beliebtheitsskala steht freilich Federer ganz oben, viele Fans werden nicht auf Thiems Seite stehen. "Damit muss man umgehen. Das Publikum ist für ihn, aber sie sind auch fair." Gewöhnungsbedürftig sind für Thiem hingegen die Bedingungen. "Es ist ziemlich schnell, finde ich, die Bälle fliegen ein bisserl." Im zweiten Satz der Auftaktpartie gegen Anderson vom Sonntag hatte Thiem aber die richtige Abstimmung gefunden.

Federer selbst freut sich auf das insgesamt vierte Duell mit Thiem, mit dem er zuletzt 2017 beim Laver Cup gemeinsam im Team Europa gestanden war. "Ich hatte natürlich noch nicht viel Zeit, an dieses Match zu denken", meinte Federer am späten Sonntagabend. "Ich muss sicher besser spielen als gegen Nishikori. Vom Thiem-Match habe ich nicht so viel gesehen, weil ich auf dem Weg hierher war", konstatierte der Schweizer, aber: "Ich freue mich auf das Match gegen ihn. Er ist ein guter Spieler, der selber mit viel Variation spielt. Mit viel Kick und Slice und so weiter. Ich muss sicher taktisch gut spielen." (APA; 12.11.2018)