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Ende Oktober wurde Jair Bolsonaro zum neuen Präsidenten Brasiliens gewählt.

Foto: Reuters

Er spricht sich für Folter aus, liebäugelt mit der einstigen Militärdiktatur und er erklärte einer Abgeordneten einst, sie würde es nicht verdienen, von ihm vergewaltigt zu werdenn. Und er wurde am 28. Oktober zum Präsidenten Brasiliens gewählt.

Der Rechtsextreme Jair Bolsonaro hat den Frust über die anhaltende politische Krise im Land für sich kanalisiert. Auf ein klassisches TV-Duell gegen seinen Stichwahlgegner Fernando Haddad verzichtete er, stattdessen stützte sich sein Wahlkampf in hohem Maße auf soziale Medien. Fair gespielt wurde am digitalen Spielfeld allerdings nicht, wie Heise berichtet.

"Parallelrealität"

Demnach war das wichtigste Instrument für Bolsonaros Wahlkampfteam Whatsapp. Trotz geltender Beschränkungen, etwa der Gruppengröße auf maximal 279 Nutzer, soll es gelungen sein, massiv Fake-News in Umlauf zu bringen. Verantwortlich dafür sollen verschiedene ausländische Agenturen sein, denen jeweils ein Budget von 2,8 Millionen Euro bereitgestellt wurden, meldete die liberale Zeitung "Folha de Sao Paulo". Der Soziologieprofessor Sergio Amadeu aus Sao Paulo spricht von der Erzeugung einer "Parallelrealität". Dahinter stecken demnach verschiedene Unternehmer, die auf diese Weise auch gegen Wahlkampfgesetze verstoßen haben sollen.

Die Uno wurde etwa als Teil einer "kommunistischen Weltverschwörung" dargestellt. Der Arbeiterpartei PT, der Bolsonaros Gegner Haddad angehört, wurde die Schuld an der steigenden Gewalt zugeschoben. Zudem behauptete man, dass diese plane. Jungen in Röcken in die Schule zu schicken, um sie zur Homosexualität zu erziehen. Haddad soll auch penisförmige Nuckel für Penisflaschen verteilen haben lassen. Von den vielen negativen Behauptungen, die in Umlauf kamen wurden, konnten Faktenchecker nur einen Bruchteil als wahr identifizieren.

Für viele die einzige Online-Nachrichtenquelle

Dass sie sich trotzdem massiv verbreiteten und offenbar Wirkung entfalteten, ist der hohen Reichweite von Whatsapp zu verdanken. 120 Millionen Nutzer hat der Dienst in Brasilien, für gut ein Drittel ist es die einzige Online-Nachrichtenquelle, da sie einen billigen Tarif verwenden, der ausschließlich Netzzugang zu Whatsapp bietet.

Beobachtbar sind die Auswirkungen nicht nur anhand des Wahlergebnisses. Mehrfach gab es Übergriffe auf Anhänger der Arbeiterpartei und Haddads. Bei einem friedlichen Protestmarsch wurde der Sohn eines Gewerkschaftsführers erschossen.

Bolsonaro selbst war einen Monat vor dem ersten Wahlgang bei einem Messerattentat verletzt worden. Der Vorfall wurde von seinen Unterstützern allerdings schnell genutzt. Nur 30 Minuten nach der Attacke kursierte ein Video über soziale Medien und auf tausenden Webseiten. (red, 13.11.2018)