Die Summit 2 richtet sich an ein Fitness und Reise affines Unisex-Publikum, das gerne eine Smartwatch hätte, die auf den ersten Blick nicht wie eine solche aussieht, sondern die Anmutung einer klassischen Uhr hat und die auch gerne von einer prestigeträchtigen Luxusmarke sein darf.

Foto: Montblanc

Inspiriert von den Codes der Montblanc 1858 Kollektion bietet die neue Summit unterschiedliche Designelemente.

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Diese reichen von der klassischen Eleganz der 1858 und ihrer Vintage-Raffinesse über das feminine Antlitz der Bohème Date und Bohème Classic Versionen bis zur ...

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... sportlichen Dynamik und den Fitness-Elementen, die für maximale Leistung und körperliche Bewegung sorgen.

Durch den eingebauten Zifferblattkonfigurator lassen sich die Anzeigen, der Hintergrund, die Zeiger und die Komplikationen individuell zu über 1.000 Zifferblattkombinationen gestalten

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Die verschiedenen Gehäuseausführungen – Edelstahl mit schwarzem DLC, Edelstahl, zweifarbiger Edelstahl und Titan Grad 2 – sind mit elf verschiedenen austauschbaren Armbändern aus Kalbsleder, Milanaise-Edelstahl, Kautschuk und Nylon kombinierbar, dank derer die Summit 2 über 70.000 individuelle Looks bietet.

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Seitdem die Smartwatch zu einer festen Größe im Uhrenuniversum geworden ist – also spätestens seit Apple mit seiner Watch enorme Erfolge feiert – beschäftigen sich auch (Schweizer) Uhrenmarken mit diesem Thema. Darunter auch Montblanc. Die Hamburger Marke, die unter dem Dach des zweitgrößten Luxuskonzerns der Welt, Richemont, zu finden ist und in der Schweiz seine mechanischen Zeitmesser fertigt, hat im Herbst die Neuauflage seiner smarten Uhr Summit vorgestellt.

Sie heißt folgerichtig Summit 2 und wurde von Montblanc im Segment der "luxuriösen Smartwatches" (Preispunkt ab rund 1.000 Euro) positioniert. Wo sich nicht allzu viel Konkurrenz tummelt – abgesehen von TAG Heuer mit der Connected und Louis Vuitton mit der Tambour Horizon Smartwatch.

Allen ist gemein, dass sie rein äußerlich mechanischen Modellen gleichen, also recht passabel aussehen und nicht gleich als Smartwatches erkennbar sind. So auch die Summit 2, die mit ihrer großen Krone und den Drückern wie ein hübscher Edelstahl-Chronograf in Top-Verarbeitung daherkommt. Nur dass die Krone eben nicht zum Einstellen von Zeit und Datum gebraucht wird, sondern als Scrollrad und mit den programmierbaren Drückern Apps gestartet werden können.

Unisex

Im Unterschied zur ersten Summit aus 2017 ist die "2er" mit 42 Millimetern Gehäusedurchmesser etwas kompakter geraten, was auch einer weiblichen Zielgruppe gefallen dürfte. Und Männer mit zarterem Handgelenk, wie das des Testers. Was an Durchmesser eingespart wurde, kommt allerdings an Bauhöhe dazu. 14,3 Millimeter ist die Uhr hoch, und lässt sich kaum unter die Manschette zwängen.

Zum Vergleich: Das Gehäuse der 1858 Geosphere Limited Edition aus demselben Hause (Montblanc fertigt ja auch mechanische Uhren und konkret nimmt die Summit 2 designerische Anleihen bei der 1858er-Kollektion) hat eine Höhe von 12,8 Millimetern, bei identischem Gehäusedurchmesser. Und das obwohl das Automatikkaliber Komplikationen wie eine zweite Zeitzone, eine Weltzeitanzeige mit Nordhalbkugelscheibe und Südhalbkugelscheibe jeweils mit Tag-/Nachtanzeige antreibt: Es wurde also auch jede Menge Mechanik in dieser Uhr untergebracht, Mechanik die Platz braucht und auch findet.

Energiekonto

Warum ist die Summit 2 dann so hoch, obwohl in ihr kein einziges mechanisches Bauteil im herkömmlichen, uhrmacherischen Sinn steckt? Auch elektronische Hardware braucht Platz und davon steckt in der Smartwatch jede Menge. Zunächst einmal der Prozessor – ein Qualcomm Snapdragon Wear 3100 – quasi das "Kaliber" der Uhr und offenbar das Beste, was es momentan auf diesem Sektor gibt. (Man muss sich ja in diesem Zusammenhang nun auch mit technischen Begrifflichkeiten auseinandersetzen, die man vielleicht gerade noch vom Smartphone kennt). Dann natürlich der Akku, Speicher, Bluetooth-Modul und nicht zu vergessen – Sensoren: Herzfrequenz, Mikrofon (Google Assist funktioniert ziemlich gut), Höhenmesser, Beschleunigungsmesser, Gyroskop, Umgebungslicht.

Jedenfalls weiß ich jetzt, wie viele Schritte ich in den letzten Tagen gegangen bin, welche Distanzen ich zurückgelegt habe, dass mein Puls ganz OK ist und auf welcher Seehöhe Fleurier (ich war zufällig in der Schweiz) liegt. Der installierte Jetlag-Vermeidungsassistent ("Timeshifter") tat hier zwar keinen Dienst, dafür aber die Powerbank, die ich mithatte. Denn: Wenn man ein bisschen an der Smartwatch rumspielt, geht das ganz schön aufs Energiekonto, mit dem Effekt, dass man bald im eher unansehnlichen Time Only Modus – Marke schlichtes Dreizeigermodell mit pixeligen Zeigern – landet.

Individualisierbar

Um alle Features zu nutzen, empfiehlt sich eine permanente Verbindung via Bluetooth zum Smartphone, weil WLAN nicht immer und überall verfügbar ist. Das heißt des Weiteren, dass man damit rechnen muss, das Handy einmal öfter an die Steckdose zu hängen, als gewöhnlich, weil die Verbindung zur Smartwatch Energie braucht. Man muss also an zwei Ladekabeln denken, wenn man länger unterwegs ist.

Gewöhnungsbedürftig ist, dass man die Uhrzeit nicht immer gleich sofort ablesen kann: Man muss die Uhr durch die Bewegung des Handgelenks erst "aufwecken", also aus dem Standby-Modus holen. Dann schaltet sich das Display, ein Saphirglas-Touchscreen, ein. Man könnte sich die Uhrzeit natürlich auch permanent anzeigen lassen – dafür gibt es übrigens eine ganze Fülle individualisierbarer, virtueller Zifferblätter – aber das setzt dem Akku der Smartwatch doch recht zu. Da hat die klassische Uhr die Nase vorne.

Dezent

Ein Vorteil ist, dass man für das Lesen von Nachrichten (SMS, Whatsapp oder was auch immer) das Handy nicht mehr aus dem Hosensack holen muss – die Info hat man gleich am Handgelenk. Man kann sie mit integrierten Standardantworten auch beantworten, wenn man keine Zeit hat, das Handy zur Hand zu nehmen. Anrufe können dezent weggedrückt werden. An Termine, etc. erinnert die Uhr ebenfalls durch sanftes Vibrieren. Das eingebaute GPS hilft bei der Navigation durch unbekanntes Terrain (oder bei der Fitness).

Das Betriebssystem kommt von Google (Wear OS). Es ist sozusagen das "ETA-Werk" unter den Smartphones. Denn bis auf wenige Anbieter (Apple …) läuft es in so gut wie jeder am Markt erhältlichen Smartwatch. Den Unterschied machen die Apps, wie zum Beispiel der exklusive Montblanc Running Coach. (Den oder den integrierten "Live-Coach" habe ich allerdings nicht ausprobiert.)

Fazit

Die Summit 2 richtet sich an ein Fitness und Reise affines Unisex-Publikum, das gerne eine Smartwatch hätte, die auf den ersten Blick nicht wie eine solche aussieht, sondern die Anmutung einer klassischen Uhr hat und die auch gerne von einer prestigeträchtigen Luxusmarke sein darf. So gesehen hat Montblanc alles richtig gemacht. Eine "richtige" Uhr ist die Summit 2 natürlich nicht – man sollte Äpfel nicht mit Birnen vergleichen – sondern vielmehr ein Gadget, das, dessen sollte man sich bewusst sein, ein Ablaufdatum hat. Denn die Technologie schreitet unaufhaltsam voran und schon in zwei Jahren wird das Ding zum alten Eisen gehören. Aber das gilt selbstverständlich nicht nur für die hier besprochene Smartwatch. (Markus Böhm, 13.11.2018)

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