Bei der Vernetzung von Maschinen tauchen oft Probleme auf – aktuell laufen Projekte, die an der Optimierung von Fertigungstechniken arbeiten.

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Robert Merz (links) mit seinem Team in der Digital Factory Vorarlberg.

Foto: FH Vorarlberg

Die Digital Factory Vorarlberg beschäftigt mich mit der Digitalisierung in der Produktion.

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Dornbirn – Eigentlich sollte mit der neuen, digital gesteuerten Fertigungstechnik alles besser und schneller funktionieren. Doch dann tauchen bei Implementierung und Vernetzung viele kleine Probleme auf. Die eine Maschine will nicht mit der anderen "reden". Die Umstellung braucht mehr Zeit und Geld als gedacht. Es fehlen Ressourcen und die entsprechend gebildeten Mitarbeiter.

Diese Problematik betrifft viele Betriebe. Im Forschungszentrum Digital Factory der Fachhochschule Vorarlberg, das kommende Woche offiziell eröffnet wird, möchten Forscher dazu beitragen, dass die neu verfügbaren Technologien ohne größere Reibungsverluste in den Betrieben ankommen.

Übungsplatz für neue Technologien

"Wenn komplexe Aufgaben geschafft werden sollen, muss das geübt werden. Wir wollen einen solchen Übungsplatz schaffen", sagt Robert Merz, Leiter des Forschungszentrums. Die Einrichtung gesellt sich zu einer Reihe weiterer Smart-Factory-Projekte in Österreich, die etwa bereits an der TU Wien mit Standort Aspern, an der TU Graz oder der FH Technikum Wien bestehen.

Die Digital Factory richtet sich an die Industrie in Vorarlberg und dem angrenzenden Ausland. Gemeinsame Projekte zur Implementierung neuer Technologien werden durchgeführt, gleichzeitig Studierende entsprechend ausgebildet. Ab dem kommenden Jahr sollen zudem Ausbildungsangebote, die sich an Vertreter der Industrie richten, dazukommen, kündigt Merz an. Zielgruppe der Maßnahmen sind Betriebe aller Größenordnungen.

Anomalieerkennung

Aktuell laufen sechs Projekte mit insgesamt 13 Kooperationspartnern. Ein Schwerpunkt liegt im praxisnahen Bereich der Datenanalyse. "Eine der Fragen, die immer wiederkehren, lautet: Können wir Ausreißer in der Produktion frühzeitig erkennen?", erklärt Merz.

Bei einem Partner, der hochwertige Elektronik herstellt, ist etwa erst am Ende des Produktionsprozesses absehbar, ob die Geräte die verlangten Spezifikationen erfüllen. Nun sucht man nach Anhaltspunkten in den Produktionsdaten, die Anomalien früher erkennen lassen.

Auch die Optimierung von Produktionsparametern werde oft nachgefragt. "Beispielsweise sollen Schweißnähte verbessert werden, indem Daten aus Produktionsprozess und Qualitätsprüfung analysiert werden", erläutert Merz.

Plattform für Fertigungsanbieter

Gemeinsam mit FH Salzburg und TU Wien widmen sich Merz und Kollegen auch dem Thema Cloud-Manufacturing. Analog zum Auslagern von IT-Infrastruktur an Netzanbieter könnte mit einem derartigen Ansatz auch die Fertigung von Serviceanbietern ausgelagert werden. Aufträge mit genauen, maschinenlesbaren Spezifikationen werden dabei hochgeladen. Die Plattform, die die Anlagentechnik der Anbieter sowie Preise, Verfügbarkeit und Kapazitäten genau kennt, wählt nun die beste Option aus.

"Derartige Angebote gibt es bereits im Bereich 3D-Druck. Wir wollen den Ansatz für weitere Fertigungstechniken verfügbar machen", erklärt Merz. Eine solche Plattform könnte auch von künstlicher Intelligenz unterstützt werden: Auf diese Art würde das System beispielsweise lernen, welche Angebote "aus Erfahrung" am besten zu einer bestimmten Nachfrage passen. (Alois Pumhösel, 19.11.2018)