Apples neuer T2-Chip könnte in Zukunft für viel Unmut bei unabhängigen Reparaturdienstleistern sorgen.

Foto: iFixit

Seit letztem Jahr haben Apples Mac-Geräte eine neue Komponente. Der "T2"-Chip befindet sich in den aktuellsten Modellen des iMac Pro, Macbooks Pro, Mac Mini und Macbook Air. Er soll für mehr Sicherheit sorgen. Doch es geht nicht nur um den Schutz von Kommunikation und Daten der Nutzer.

Als "Guillotine, die über die Nutzer gehalten wird", bezeichnet Kyle Wiens den Chip. Er ist Chef des Reparatur-Anbieters iFixit und absolut nicht begeistert von der Neuerung. iFixit beschäftigt sich mit der Reparatur elektronischer Geräte mit besonderem Fokus auf Apple. Regelmäßig zerlegt man neue Produkte und dokumentiert den Prozess mit Text, Bild und Video. Damit will man Usern ermöglichen, selber Komponenten zu tauschen und bietet passende Werkzeugsets an. Das könnte allerdings bald nicht mehr so einfach sein, schreibt The Verge.

Einschränkungen

Denn der T2 prüft bei einem Neustart des Rechners auch, ob sich seit dem letzten Start Komponenten geändert haben – also ob Reparaturen vorgenommen wurden. Wiens sieht darin entweder einen "Versuch, mehr Marktanteile von unabhängigen Reparaturdienstleistern zu schnappen" oder den Versuch, für mehr Disziplin im eigenen Netzwerk von Service-Dienstleistern mit offizieller Lizenz zu sorgen.

Apple hat bestätigt, dass mehrere Komponenten nicht mehr funktionieren, wenn sie durch Fremdanbieter ausgetauscht werden. Betroffen sind etwa das Mainboard und der Touch ID-Sensor für die Fingerabdruckserkennung. Ein Tausch des Displays wiederum funktioniert auch ohne Aktivierung. Welche weiteren Bestandteile konkret vom T2-Chip geprüft werden, wollte man nicht genauer preisgeben.

An offizielles Service gebunden

Die betroffenen Komponenten müssten jedenfalls nach dem Austausch über Apples Server "aktiviert" werden, ehe der Rechner mit ihnen zusammenarbeitet. Für diesen Vorgang ist eine eigene Diagnosesoftware des Anbieters erforderlich. Diese steht nur Apples eigenen Technikern und Mitarbeitern von Reparaturanbietern zur Verfügung, die offizieller Partner des Unternehmens sind. Drittanbieter, wie eben iFixit, bleiben ausgesperrt.

Für die User bedeutet das Einschränkungen. Statt selber Hand anlegen zu können oder einen Dienstleister ihrer Wahl beauftragen zu können, sind sie bei neuen Macs nun in vielen Fällen auf Apples offizielles Angebot angewiesen, wo Reparaturen abseits von Garantiefällen eher teuer sind.

Der "Killswitch" droht

Trotz des T2-Chips konnte man bei iFixit aber auch das Mainboard eines aktuellen Macbook Pro ohne Aktivierung erfolgreich tauschen. Damit ist unklar, in welchem Umfang der Komponenten-Check derzeit stattfindet. Möglicherweise, so spekuliert man, will Apple derzeit nur sicherstellen, dass Drittanbieter defekte Komponenten mit vorgesehenen Ersatzteilen austauschen und keine billigeren Hardware-Elemente nutzen.

Es sei aber durchaus denkbar, dass Apple sich auf Dauer mehr Kontrolle über Reparaturen verschaffen und den "Killswitch" umlegen wird, so ein Blogeintrag von iFixit.

Recht auf Reparatur

Apple argumentiert Restriktionen in diesem Bereich damit, dass man der einzige Anbieter für viele Ersatzteile der eigenen Geräte sei. Hinzu kommt, dass jene Bestandteile, die im Handel nachgekauft werden könnten – etwa SSDs – bei Geräten wie dem neuen Mac mini an die Platine angelötet sind und somit ebenfalls vom Besitzer nicht einfach selbst ersetzt werden können. Eine Praxis, die laut Kritikern Apples Selbstdarstellung als recyclingfreundlicher Konzern zuwiderläuft.

In den USA könnten Restriktionen durch den T2-Chip auch die laufende Debatte über ein "Recht auf Reparatur" anheizen. In zahlreichen Bundesstaaten drängen unabhängige Reparaturanbieter auf die Einführung von Regelungen, die Nutzern die Inanspruchnahme von Reparaturen abseits der Herstellerkanäle erleichtern und die Verfügbarkeit von Ersatzteilen und Serviceanleitungen sicherstellen soll. (gpi, 14.11.2018)