Immer wieder führen böswillige Falschmeldungen zu riskanten Polizeieinsätzen.

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Verbale Gewalt im Netz, oft auch unter Gamern, ist keine neue Entwicklung. Doch in den vergangenen Jahren haben immer wieder Vorfälle Schlagzeilen gemacht, in denen eine Online-Auseinandersetzung in die physische Sphäre eskaliert ist. Zum "Scherz" oder Vergeltung wurden dabei Polizeikräfte mit falschen Alarmmeldungen an die Adresse von Opfern geschickt. Eine Praxis, die man als "Swatting" kennt.

Oft gingen diese Einsätze glimpflich aus und hinterließen die Betroffenen "nur" einigermaßen geschockt über das plötzliche Eintreffen schwer bewaffneter Polizisten. Manchmal nahmen sie aber eine tragische Wendung. Ende 2017 eilte eine Exekutiveinheit wegen der Meldung einer Geiselnahme zur Adresse des in Kansas lebenden Andrew Finch. Der 28-jährige Familienvater wurde im Zuge des Einsatzes erschossen. Der verantwortliche Swatter steht mittlerweile vor Gericht. Er wird wohl für mindestens 20 Jahre ins Gefängnis gehen.

Streit zwischen Spielern endet tödlich für Unbeteiligten

Für eine Gegenleistung von lediglich 1,50 Dollar soll Tyler B. den Anruf bei der Polizei getätigt haben, der letztlich zum Tod von Finch geführt hat. Vorausgegangen war ein heftiger Streit zwischen zwei Call of Duty-Spielern.

Finch hatte mit dieser Auseinandersetzung nichts zu tun. Einer der beiden hatte dem anderen schlicht eine falsche Adresse genannt, sein Kontrahent daraufhin B. "beauftragt". Dieser ist wiederum nicht nur für diesen Swatting-Fall verantwortlich.

Soll auch für Bombendrohungen verantwortlich sein

Verhandelt werden sollte die Angelegenheit eigentlich erst im kommenden Jänner. Doch wie der Wichita Eagle berichtet, geht B. einen Deal mit der Staatsanwaltschaft ein. Er bekennt sich in 51 Anklagepunkten schuldig, darunter "Falschinformation", "Cyberstalking" und "Verschwörung".

46 der Punkte beziehen sich auf Vergehen, die nichts mit dem Todesfall zu tun haben. Darunter der Missbrauch von Kreditkartendaten, als auch andere Swattings und Bombendrohungen gegen die Telekombehörde FCC und das FBI. Im Gegenzug zu seinem Eingeständnis werden neun weitere Anklagepunkte fallen gelassen. Es bleibt nun abzuwarten, ob der zuständige Richter der Abmachung zustimmt, wovon allgemein aber auszugehen ist.

Hafstrafe könnte länger werden

B. droht aber auch Ungemach durch eine separate Klage wegen "Totschlags". Laut Los Angeles Times könnte ihm diese bis zu elf weitere Jahre hinter Gittern bescheren. Vor Gericht verantworten müssen sich auch die beiden Call of Duty-Widersacher Casey V. und Shane G. Auch ihnen drohen langjährige Haftstrafen.

Info-Video der Polizei von Seattle.
SPD Blotter

Das Ausmaß an Swatting-Fällen hat in manchen Bundesstaaten bereits zum Erlass schärferer Gesetze geführt. Auch die Exekutivbehörden reagieren. Die Polizei in Seattle hat eine Anti-Swatting-Initiative gestartet und Hilfeseiten zum Thema ins Netz gestellt. Wer in der Stadt lebt und befürchtet, Opfer einer solchen Aktion werden zu können, kann seine Wohnadresse in eine Datenbank eintragen lassen. Dort schlagen Einsatzkräfte nach, bevor sie ausrücken, um die Situation vorab besser beurteilen zu können. (gpi, 14.11.2018)