Martin Schulz war zu Gast bei Markus Lanz, hier gibt es die Sendung zum Nachsehen in der ZDF-Mediathek.

Screenshot: ZDF-Mediathek

An jenem Tag, da Angela Merkel im EU-Parlament Applaus und Buhs für ihre Rede empfängt, sitzt der Ex-Präsident dieser Demokratenrunde, Martin Schulz, bei "Lanz" und wird geröstet. Der nunmehrige SPD-Abgeordnete war schon vieles. Alkoholiker, Buchhändler, Bürgermeister und nach seiner EU-Phase die Kanzlerhoffnung seiner Partei. Kurz.

Als Umfragewunder flog Schulz in lichte Höhen der Popularität, um jedoch in Lichtgeschwindigkeit als leerer Politdudelsack in den Niederungen der Schmach zu landen. Schulz wirkt ein bisschen, als wäre das alles erst gestern gewesen, aber wen wundert's? Wirft Markus Lanz seinen Fragegriller an, bohrt er, so er Drama wittert, gerne nach.

Stand das damals in der Rede so drin, dass Sie, Herr Schulz, an einer Stelle das Sakko ausziehen müssen und sagen, "hier ist es doch verdammt heiß"? Nein. Ja. Weiß ich nicht. Die Erinnerung bereitet Schulz Unbehagen, das schmerzhafte Szenen seiner seltsamen Pressekonferenzen vertiefen.

Lanz lässt ihn dann doch durchatmen, erklären. Zu viel habe er auf Berater gehört, zu sehr auf Berliner Seilschaften geachtet, er sei nicht mehr er selbst gewesen. "Ich hätte mehr auf Europathematik setzen sollen", findet Schulz und darf warnend zur Gegenwart kommen. Vorsicht vor der Bedrohung der Demokratie und vor Trump- und Putin-Freunden! Und wenn das mit Italien so weitergeht, na dann gute Nacht!

Wer sich aber fragte, wie Schulz das alles (und sich selbst) ausgehalten hat, auch für den gab es einen interessanten Satz in dieser erhellenden TV-Stunde: "Wenn Sie mein Leben hinter sich haben, dann ist selbst der Tag einer Wahlniederlage ein Geschenk." (Ljubiša Tošić, 14.11.2018)