Skisport in seiner edelsten Form: die einsame Spur im Gebirge.

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Salzburg – Wenn es stimmt, dass die Formel 1 wesentlich zur Entwicklung der Automobiltechnologie beigetragen hat, dann ist der Skitourensport so etwas wie die Formel 1 des Wintersports. Die Produkte aus dem Tourensport seien "technologische Vorreiter" in der Skiindustrie, sagt Atomic-Geschäftsführer Wolfgang Mayrhofer im STANDARD-Gespräch am Rande des traditionellen Branchentreffens "Zukunft Winter" im Pinzgauer Kaprun.

In Sachen Technologie gehe es beispielsweise um das Gewicht. Im Skibereich sei die Verbindung von Holz und Carbon ein Produkt des Tourensports, und Skitourenschuhe hätten heute oft das halbe Gewicht wie noch vor drei Jahren, betont Mayrhofer. Nachsatz: alles bei gleichem oder oft besserem Fahrverhalten.

50.000 Tourenski pro Jahr

Und noch etwas freut die Skiindustrie: Der Skitourenski von heute ist ein Hightech-Produkt, das oft den doppelten Preis erziele wie sein Pistenkollege, sagt Mayrhofer. Entsprechende Gewinnspannen inklusive. Und ein Nischenprodukt ist der Skitourenski auch nicht mehr: Pro Jahr werden in Österreich 50.000 Tourenski verkauft, die Zuwachsraten sind weiterhin zweistellig. Zum Vergleich: 360.000 Alpinski gehen jährlich über den Ladentisch.

Dass der österreichische Markt im Vergleich zur Größe des Landes ein attraktiver ist, zeigen die weltweiten Vergleichszahlen. Jährlich werden rund 3,2 Millionen Paar Alpinski und 1,7 Millionen Langlauflatten verkauft.

Hoffnungsmarkt Fernost

Hoffnungen setzt Mayrhofer auf China. Im Februar 2022 finden die Olympischen Winterspiele in Peking statt. "In China entstehen derzeit 15 bis 20 neue Skigebiete im Jahr. Mittelfristig hoffen wir, dort 300.000 bis 350.000 Paar Ski im Jahr abzusetzen."

Insgesamt sei die Stimmung aber sehr gut, meint Mayrhofer, der derzeit auch Branchensprecher der österreichischen Skiindustrie ist. Mit ein Grund für den Optimismus in der Industrie und bei den Touristikern: Im wichtigsten Markt Deutschland wächst die Zahl der Rückkehrer zum Skisport. "Viele, die einst Skifahren gelernt haben, dann aber wegen der Kinder, der Kosten oder aus anderen Gründen aufgehört haben, würden jetzt gerne wieder damit anfangen." Geschätzte Größenordnung: zehn Millionen Personen.

Neue Buchungsplattform für Skikurse

Eine wichtige Rolle bei der Skitouristen-Akquise kommt nach wie vor den Skischulen zu. Diese starten am 10. Dezember mit einer eigenen Buchungsplattform. Mit book2ski.com will sich die Branche nicht nur besser vermarkten: Es geht vor allem um die Abhängigkeit von internationalen Buchungsplattformen. Diese würden Provisionen im zweistelligen Bereich verlangen, es gebe sogar Fälle von 41 Prozent, sagt Gerhard Sint, Obmann des Salzburger Berufsskilehrer- und Snowboardlehrerverbands und Geschäftsführer von book2ski.com. Gestartet werde mit 100, letztlich sollten aber alle 650 österreichischen Skischulen teilnehmen. (Thomas Neuhold, 15.11.2018)