Skopje/Belgrad/Budapest – Die Flucht des früheren mazedonischen Premiers Nikola Gruevski nach Ungarn sorgt weiterhin für Spekulationen in Skopje, aber auch in der gesamten Region. Während mazedonische Medien am Donnerstag darüber spekulierten, dass der frühere Ministerpräsident möglicherweise dank eines bulgarischen Passes aus dem Land habe flüchten können, brachte die Belgrader Tageszeitung "Politika" eine andere Version.

Demnach war Gruevski mit einer Maschine der ungarischen Fluglinie Malev aus Tirana nach Budapest gereist. Er habe die Grenze in der Nacht zuvor illegal passiert und sei in Tirana in Obhut der ungarischen Botschaft genommen worden, berichtete das Blatt.

Hilfe durch Behörden?

Mazedonischen Medienberichten zufolge dürfte die Reise allerdings über Serbien geführt haben. Für die Einreise nach Serbien reicht eigentlich ein Personalausweis, einen Pass braucht man nicht. Medien in Skopje spekulieren am Donnerstag, dass die serbischen Behörden in diesem Fall wohl dennoch Hilfe geleistet haben müssten.

Gruevski musste im Vorjahr seine beiden mazedonischen Pässe – er besaß auch einen Diplomatenpass – abgeben. Ob er auch andere Pässe besaß, wurde damals offenbar nicht geprüft. Bulgarien hat unterdessen bestritten, dass Gruevski in Besitz eines bulgarischen Passes war.

Der frühere Ministerpräsident war wegen Amtsmissbrauchs bei der Anschaffung eines Dienstwagens zu einer zweijährigen Haftstrafe verurteilt worden. Vergangenen Donnerstag sollte er die Haftstrafe antreten. Er war nicht in der Haftanstalt erschienen und ließ am Dienstag via Facebook wissen, dass er sich in Budapest aufhalte. Das Amt des ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán bestätigte am Mittwoch, dass Gruevski bei den zuständigen Behörden eine Absichtserklärung eingereicht habe, wonach er einen Antrag auf den Flüchtlingsstatus stellen wolle. Die ungarischen Behörden ermöglichen demnach diesen Antrag aus Sicherheitsgründen. (APA, 15.11.2018)