Vor zwei Jahren wurde ein Planet bei unserem Nachbarstern Proxima Centauri entdeckt. Seither rätseln Forscher, ob er lebensfreundlich sein könnte.
Foto: Ricardo Ramirez/James Jenkins

Wien – Die Entdeckung von Proxima Centauri b im Jahr 2016 war eine Sensation: Mit einer Entfernung von "nur" 4,2 Lichtjahren ist er bis heute der erdnächste bekannte Exoplanet. Zwar umkreist diese Welt ihren Stern in einer engen Umlaufbahn, nur knapp elf Tage dauert dort ein Jahr. Da sein Stern Proxima Centauri aber ein massearmer, lichtschwacher Roter Zwerg ist, liegt er dennoch in der sogenannten habitablen Zone, in der flüssiges Wasser theoretisch möglich ist. Das wäre eine wichtige Voraussetzung für Leben, wie wir es kennen. Aber gibt es auf Proxima Centauri b wirklich Wasser?

Forscher der Universitäten Wien und Abu Dhabi haben nun in Simulationen herausgefunden, dass aufgrund der phasenweise sehr starken Strahlungsausbrüche des Sterns Wassermangel auf der Planetenoberfläche herrschen könnte. Für die Existenz von flüssigem Wasser wären demnach die Eisressourcen von Kometen notwendig, wie die Wissenschafter in den "Monthly Notices of the Royal Astronomical Society" berichten.

Künstlerische Darstellung der Oberfläche von Proxima Centauri b mit seinem Stern am Horizont.
Foto: ESO/M. Kornmesser

Kosmische Wasserträger

Kometen sind nach heutigem Wissensstand eine wesentliche Wasserquelle für Planeten. Durch die Wanderungen dieser Himmelskörper kommt es zur Verteilung von Wasser in Sternensystemen. Wie relevant dieser "Wassertransport" für Proxima Centauri b ist, haben die Forscher in einem Computermodell simuliert. Sie berücksichtigten dabei nicht nur einen möglichen zweiten Planeten um Proxima Centauri, sondern auch den Einfluss des Doppelsterns Alpha Centauri, der mit Proxima ein Dreifachsternsystem bildet.

"Wir konnten zeigen, dass die Kometeneinschläge auf Proxima Centauri b über einen Zeitraum von zwei Millionen Jahren eine Masse von bis zu 30 Erdozeanen an Wasser liefern können", sagt Richard Schwarz vom Institut für Astrophysik der Uni Wien. "Unsere Simulationen weisen darauf hin, dass ein möglicher Wassertransport von einem kometenreichen Gebiet nahe dem Planeten am effektivsten ist und dass die äußere Grenze für den Wassertransport zwischen 100 und 200 astronomischen Einheiten (AE) liegt."

Grafik: Richard Schwarz

Auf unser Sonnensystem übertragen entsprechen 100-200 AE etwa dem drei- bis sechsfachen Neptunbahnradius. Schon frühere Studien hatten Hinweise auf die Existenz von Kleinkörpern im inneren Bereich des Proxima-Systems geliefert. Es könnte sich dabei um Planetoiden oder um einen Teil jener Kometen handeln, die als Wasserreservoirs für Proxima Centauri b in Frage kommen. (red, 15.11.2018)