Dagobert Peche entwarf zahlreiche Rahmen, die von Max Welz für die Wiener Werkstätte ausgeführt wurden. Dieses aus Lindenzolz geschnitzte Modell (Schätzwert 10.000 bis 20.000 Euro) datiert aus dem Jahr 1922.

Foto: Im Kinsky

Hans Welz entwarf ebenfalls Rahmen für das Familienunternehmen (dieser um 1925, Schätzwert 5.000 bis 7.000 Euro). Der Neffe von Max Welz studierte bei Oskar Strnad und Josef Hoffmann Architektur. 1925 übersiedelte er nach Paris und nannte sich fortan Jean. Später wanderte er nach Südafrika aus und verlegte sich ab 1938 auf Malerei.

Foto: Im Kinsky

Die Zusammenarbeit von Josef Hoffmann und Max Welz begann mit der Wiener Werkstätte (1903–1932) und währte darüber hinaus. Diese Rahmung für eine Wanduhr (Schätzwert 3.000 bis 4.500 Euro) datiert von 1935.

Foto: Im Kinsky

Im aktuellen Messeangebot der "Art & Antique" in der Hofburg bei "Lilly's Art": Ein von Theophil Hansen für die Innenausstattung von Schloss Hernstein entworfener Armlehnsessel. Die Vergoldung des geschnitzten Dekors könnte von Johann Welz stammen, der nachweislich für Hansen tätig war.

Foto: ÖNB Bildarchiv

Konkret stammt der Lehnsessel aus dem Rauchsalon des von 1856 bis 1880 erbauten Schlosses, wie ein Aquarell von Franz Alt von 1878 belegt (hier ein Farbdruck nach diesem Aquarell aus dem Bestand der Nationalbibliothek).

Foto: ÖNB Bildarchiv

Welz – diesem Familiennamen begegnet man in der Chronik der österreichischen Kunstgeschichte vom letzten Drittel des 19. Jahrhunderts an bis in die Gegenwart und wohl auch darüber hinaus. Die Geschichte beginnt mit Johann Welz, der ab 1870 in Wien als Vergolder tätig war und sich damals ein erstes Prestigeprojekt an die Fahnen heften durfte: Schloss Hernstein, das von Theophil Hansen von 1856 an im Auftrag von Erzherzog Leopold Salvator von Österreich erbaute Jagdschloss. Ein historistisches Gesamtkunstwerk, dessen von Hansen kreierte Innenausstattung erst 1880 fertiggestellt wurde.

Daran war Welz beteiligt, dokumentiert etwa durch eine Signatur von 1868 an der Rückseite des gotisierenden Flügelaltars in der Kapelle des Schlosses. Das Altarbild, ein Triptychon mit der Darstellung der Anbetung der Könige von Pieter Coecke van Aaelst, wurde 2015 mitsamt dem Welz’schen Rahmen im Dorotheum versteigert. Für knapp 590.000 Euro fand das Werk in belgischem Privatbesitz eine neue Heimat.

In welchem Umfang Welz Blattgold auf Hernstein-Mobiliar übertrug, das sporadisch auf dem Kunstmarkt auftaucht, harrt noch der Forschung. Aktuell sucht etwa ein Stuhl mit fantastisch erhaltenem Originalbezug im Rahmen der Kunstmesse Art & Antique (bis 18. November) bei Lilly Setzer (Lilly's Art) einen neuen Besitzer. 48.000 Euro sind für dieses museale Objekt veranschlagt, das einst zusammen mit anderen Exemplaren im Rauchsalon stand, wie ein Aquarell von Franz Alt belegt.

Rahmenfabrikant

Gesichert ist auch, dass Welz seine Tätigkeit abseits klassischer Vergoldungen erweiterte: um reich geschnitzte, verzierte und vergoldete Bilderrahmen in unterschiedlichen Stilarten. 1890 beschäftigte er mehr als 20 Mitarbeiter und betrieb zudem eine Verkaufsniederlassung. Als er 1896 verstarb, hinterließ er seiner achtköpfigen Familie ein durchaus florierendes Unternehmen. Zuerst leitete seine Witwe Emma und ab 1898 sein ältester Sohn Fritz den vorläufig unter Welz's Johann Erben firmierenden Betrieb.

Als Fritz nach Salzburg über siedelte, um eine eigene Firma zu gründen, übernahm Max 1900 in Wien. Bald folgten Aufträge aus dem Umfeld der Künstler der Wiener Avantgarde. Vor allem die Zusammenarbeit mit der Wiener Werkstätte (1903–1932), namentlich mit Josef Hoffmann und Dagobert Peche, bescherte nennenswerte Erfolge.

Davon zeugen zeitgenössische Berichte, in denen seine Produkte lobende Erwähnung fanden: vor allem Rahmen, aber auch Uhrengehäuse oder Kleinmöbel, die etwa in den 1930er-Jahren nach Entwürfen von Josef Hoffmann entstanden. Exemplare dieser Kooperation haben sich im Museum für angewandte Kunst erhalten: teilversilbertes Mobiliar aus der "Zimmereinrichtung für einen großen Star", die 1937 bei der Pariser Weltausstellung ausgezeichnet wurde.

Das mit dem Namen Welz bis heute am häufigsten assoziierte Produkt blieben jedoch Rahmungen: sowohl schlichte Bilder- als auch mit teils üppigen Dekorelementen versehene Spiegelrahmen. Für Interessierte lauert hier aktuell eine seltene Option. Im Zuge der Jubiläumsauktion gelangen bei "im Kinsky" in der Sparte Jugendstil (30. November) Rahmenmodelle zur Versteigerung.

Welz-Sortiment der 1930er-Jahre: Präsentation des Rahmen-Programms der Firma Max Welz bei der Werkbundausstellung 1930. Einige dieser Modelle gelangen jetzt zur Versteigerung.
Foto: Welz-Archiv Patrick Kovac

Es sind insgesamt 52 Exemplare, die den Handwerkern teils als Vorlage dienten. Sie stammen aus dem Fundus des im Jahr 2013 verstorbenen Kunsthändlers Reinhold Hofstätter, der sie aus dem Nachlass der Familie Welz-Uhlig erworben hatte. Zuletzt versuchte sie Hofstätters Sohn Anton in Bausch und Bogen an den Mann zu bringen, zu kolportierten Summen von 700.000 oder auch einer Million Euro.

Nun werden sie stückweise verkauft, wobei sich die Schätzwerte an den Maßen, am Aufwand des Dekors und an den jeweiligen Designern orientieren: Solche von Dagobert Peche oder Josef Hoffmann für die Wiener Werkstätte entworfenen liegen im Bereich von 4.000 bis 20.000 Euro. Mit 5.000 bis 12.000 Euro wurden jene bewertet, die von einem gewissen Hans Welz entworfen wurden. Laut Katalogangaben "wohl ein Mitglied der Familie".

Ariseur und Galerist

Tatsächlich handelt es sich bei Hans um den 1900 in Salzburg geborenen ersten Sohn von Fritz Welz, der genauso wie sein jüngerer Bruder Friedrich (Jahrgang 1903) im Betrieb von Onkel Max eine handwerkliche Ausbildung genoss. Hans studierte bei Oskar Strnad und Josef Hoffmann Architektur. 1925 arbeitete er in Paris mit Adolf Loos und Malet Stevens zusammen und trat ab dieser Zeit nur noch als Jean auf. 1936 wanderte er nach Südafrika aus, wo er als Architekt zahlreiche Bauten konzipierte und auf Empfehlung von Le Corbusier zwei Jahre lang an der Universität in Johannesburg unterrichtete.

Sein Bruder Friedrich übernahm hingegen 1934 das väterliche Rahmen- und Vergoldergeschäft in Salzburg. Mit der Kunsthandelskonzession begründete er einen "Kunstladen", der bis heute als Galerie Welz mit angeschlossenem Verlag firmiert. Sein beruflicher Aufstieg war allerdings eng mit dem Regime der Nationalsozialisten verknüpft. 1938 arisierte er die Galerie Würthle (Wien) und machte mit Kunstwerken, die jüdischen Sammlern entzogen wurden, satte Gewinne. Als Kunstberater überzeugte er den Salzburger Gauleiter von der Errichtung einer Landesgalerie, deren Leitung er übernahm. Bevor er 1980 starb, vermachte er dem Land große Teile seiner privaten Kunstsammlung, womit der Bestand des Salzburger Museums der Moderne begründet wurde. Ein Erbe, das Provenienzforscher bis heute beschäftigt. (Olga Kronsteiner, 18.11.2018)