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Mit neuer Schlägerbespannung feierte Thiem in London nach zwei Niederlagen den ersten Sieg.

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Nishikori erlebte einen Tag zum Vergessen.

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London – Etwas mehr als fünf Stunden nach seinem 6:1,6:4-Erfolg über Kei Nishikori konnte Dominic Thiem einen Strich unter seine bisher erfolgreichste Saison machen. Nach dem Satzgewinn von Roger Federer gegen Kevin Anderson standen der Schweizer und der Südafrikaner fix im Semifinale der ATP Finals in London. Für Thiem blieb die Erkenntnis, das Jahr 2018 mit einem Sieg und 200 Punkten beendet zu haben.

"Man weiß nie, was heute Abend passiert, aber ich glaube nicht, dass es passiert", hatte Thiem, zu seinen kleinen theoretischen Chancen befragt, zum Abendschlager Anderson-Federer gemeint. Er sollte Recht behalten. Schon fünf Games bei Sätzen bis 6, bzw. sechs Games bei Sätzen bis 7 hätten Federer gereicht. Doch der sechsfache Masters-Sieger machte mit einer 6:4-Führung noch vor dem Match-Ende alles klar, gewann schließlich mit 6:4 und 6:3 und kürte sich somit sogar noch zum Gruppensieger vor dem südafrikanischen Kontrahenten.

Thiem, der höchstwahrscheinlich als Weltranglisten-Achter überwintern wird, hatte sich zuvor im Vergleich zum völlig verpatzten Match gegen Federer am Dienstag sehr gesteigert und einem allerdings auch sehr schwachen Nishkori keine Chance gelassen.

"Ich habe es selbst in den zwei vorangegangenen Matches verpatzt. Ich habe heute nicht wirklich darüber nachgedacht", sagte Thiem. Dennoch hatte er noch auf dem Platz in der knapp halb vollen O2-Arena gemeint, dass er Kevin Anderson mit voller Kraft die Daumen drücken werde. Vergeblich, wie sich herausstellte.

200 Punkte als Seelenbalsam

Thiem kann sich auf jeden Fall über 200 ATP-Punkte und insgesamt 406.000 Dollar (359.419,26 Euro) Preisgeld brutto freuen. Er war froh, dass er sein nunmehr letztes Saisonmatch gewonnen hat. "Das Match war in Ordnung. Es war keine hochklassige Partie von uns beiden", gestand Thiem, der 14 Winner gegenüber 21 unerzwungenen Fehlern geschlagen hatte. Nishikoris Bilanz war mit 11:41 ähnlich inferior wie jene von Thiem am Dienstag gegen Federer. "Ich wollte mir und auch den Zuschauern beweisen, dass das ein Ausfall war vor zwei Tagen und ich es viel, viel besser kann", meinte Thiem danach.

"Ich habe gut gefightet und wieder das Gefühl gehabt, dass ich den Ball ins Feld spielen kann. Trotzdem bin ich froh: Ich habe einen Top-Ten-Spieler geschlagen, habe 200 Punkte gemacht, die man nicht unterschätzen darf", sagte der Lichtenwörther. Dieses Kunststück ist ihm nun zum dritten Mal en suite gelungen, eine Gruppenphase ohne Sieg blieb ihm erneut erspart.

Schwaches Spiel, andere Saiten

Thiem hatte sich am Tag vor dem insgesamt fünften Match gegen Nishikori (Head-to-Head nun 2:3) entschieden, seine Besaitung völlig umzustellen. Ein Umstand, der sich ausgezahlt hat. "Ich will nicht so wirken als wäre es nur das Material, weil ein Spieler dieser Klasse sollte mit fast jedem Material spielen können. Wenn ich nicht mehr das Gefühl habe, dass ich den Ball gescheit reinspielen kann, dann wird es problematisch. Deshalb habe ich etwas ändern müssen."

Das neuerlich nicht sehenswerte Match war sofort zugunsten Thiems gelaufen. Schon nach 12 Minuten führte er 3:0, ein zweites Break zum 5:1 und nach 41 Minuten hieß es 6:1. Da krachte Nishikori seinen Schläger mehrmals auf den Boden. Satz zwei verlief etwas ausgeglichener, Nishikori fing sich ein wenig und Thiem gelang zum 4:3 das erste Break. Nach 1:24 Stunden nutzte er bei 40:0 seinen ersten Matchball.

Für Thiem geht es nun in den kurzen, aber verdienten Urlaub. Er wird eine Woche auf den Malediven, dann einige Tage in Wien verbringen. Doch schon am 1. Dezember geht es für drei Wochen zum jährlichen Trainingscamp auf Teneriffa. Dort will sich Thiem den Schliff für 2019 holen und viel an Aufschlag und Return sowie dem Aufbau seines Fitness-Levels arbeiten. (APA, 15.11.2018)