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Der Australier Assange floh im Juni 2012 in die Botschaft Ecuadors in London, bat dort um politisches Asyl, erhielt dies im August 2012 und wurde später sogar ecuadorianischer Staatsbürger.

Foto: REUTERS/Peter Nicholls

Washington – Wikileaks-Gründer Julian Assange ist nach Angaben der Enthüllungsplattform in den USA angeklagt worden. Staatsanwälte hätten die Existenz der unter Verschluss gehaltene Anklage versehentlich in Gerichtsdokumenten in einem anderen Fall enthüllt, erklärte Wikileaks am Donnerstagabend (Ortszeit). Die genauen Vorwürfe gegen Assange waren zunächst unklar.

Wikileaks hatte mit der Veröffentlichung von Geheimdokumenten zu den Kriegen im Irak und Afghanistan sowie der Publikation zehntausender US-Diplomatendepeschen den Zorn Washingtons auf sich gezogen. Assange befindet sich seit Juni 2012 in der ecuadorianischen Botschaft in London. Als Assange in die diplomatische Vertretung flüchtete, lag gegen ihn ein europäischer Haftbefehl wegen Vergewaltigungsvorwürfen in Schweden vor.

Drohende Auslieferung

Assange bezeichnet die Vorwürfe gegen ihn als politisch motiviert. Er befürchtete, zunächst nach Skandinavien und schließlich an die USA ausgeliefert zu werden. Im Mai 2017 stellte die schwedische Staatsanwaltschaft jedoch überraschend ihre Ermittlungen ein. Scotland Yard will Assange dennoch festnehmen, sobald er sein Asyl verlässt. Die Behörden werfen ihm vor, gegen seine Kautionsauflagen verstoßen zu haben, als er 2012 in die Botschaft flüchtete. Bisher hatte es in den Vereinigten Staaten aber weder eine Anklage gegen Assange noch ein Auslieferungsgesuch gegeben.

Zuletzt hatte es zudem Spekulationen um eine vorzeitige Beendigung des Asyls für Assange gegeben.

Panne der US-Justiz macht Anklage publik

In den USA ist laut der Enthüllungsplattform Wikileaks die geheime Anklage versehentlich bekannt geworden. Staatsanwälte hätten die Existenz der unter Verschluss gehaltenen Anklage oder deren Entwurf versehentlich in Gerichtsdokumenten in einem anderen Fall enthüllt, erklärte WikiLeaks am Donnerstagabend.

Schuld sei vermutlich ein "Fehler beim Kopieren und Einfügen" in dem anderen Fall. Die genauen Vorwürfe gegen Assange waren zunächst unklar. Assanges Name tauchte laut Wikileaks in Gerichtsdokumenten im US-Staat Virginia in einem Fall auf, bei dem es keinen Bezug zum Wikileaks-Gründer gibt. In den Unterlagen bat die stellvertretende Staatsanwältin Kellen Dwyer den Richter um Verschwiegenheit. Angesichts der "Raffinesse des Angeklagten und der Öffentlichkeit um den Fall" müsse die Anklage bis zur Festnahme Assanges geheim bleiben, schrieb sie darin.

Die Nennung des Namens Assange in den Unterlagen war einem Experten der George Washington University aufgefallen, der dafür bekannt ist, solche Dokumente genauestens zu studieren. Seamus Hughes twitterte die ungewollte Bekanntgabe der Anklage gegen Assange.

Nicht beabsichtigter Name

In dem Gerichtsdokument sei Assange nicht der "beabsichtigte Name" gewesen, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft im Eastern District von Virginia. Das Dokument sei "aus Versehen" erstellt worden.

Ein Anwalt Assanges kritisierte den angeblichen Fehler scharf. Es sei "unverantwortlich", in öffentlichen Unterlagen Informationen zu nennen, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt seien und über die der Betroffene nicht informiert worden sei, sagte Barry J. Pollack der "Washington Post". Er wisse bisher nichts von einer Anklage Assanges. (APA, red, 16.11.2018)