Richard Zach wurde wenige Wochen vor seinem 24. Geburtstag vom NS-Henker ermordet.

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Iris Stern (Geschichten im Ernst) bringt politische Balladen mit Texten von Richard Zach auf die Bühne.

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Graz – "Ich bin den anderen Weg gegangen" ist wohl der bekannteste Text des Grazer Widerstandskämpfers und Dichters Richard Zach. In eindringlichen Worten formuliert Zach, dass er sich um die Lebensgefahr wissend für den aufrechten Gang, für den Widerstand gegen die Nazidiktatur entschieden hatte.

Am 27. Jänner 1943, vor 75 Jahren, wird Richard Zach im 24. Lebensjahr vom nationalsozialistischen Henker ermordet. "Wehrkraftzersetzung und Hochverrat" steht im Urteilsspruch. Der Lehrer und Kommunist wurde im Oktober 1941 verhaftet, in der kurzen Haftzeit verfasste er über 800 "Zellengedichte", viele davon wurden als Kassiber aus der Haft geschmuggelt.

Späte Wiederentdeckung

Viele Jahrzehnte war es still um das Werk von Zach, erst die Forschungen des oberösterreichischen Germanisten Christian Hawle in den 1980er-Jahren holten den nur wenigen bekannten Lyriker wieder langsam ins Bewusstsein der demokratischen Öffentlichkeit zurück. Inzwischen erleben seine Texte eine Renaissance. Der Grazer Verlag für Geschichts- und Bildungsarbeit Clio hat Zach-Texte verlegt; zuletzt hat der steirische Theaterautor Wini Hofer eine Hommage an Zach erarbeitet.

Hofer bedient sich der ausnehmend dichten Sprache des Lyrikers Zach und ergänzt diese collagenhaft um Tonbandaufnahmen von Weggefährten Zachs, die den Naziterror überlebt hatten – etwa beispielsweise Elfriede und Alois "Teddy" Geschwinder. Auf die Bühne gebracht wird das Stück – Donnerstagabend im Kulturpavillon der SPÖ im Grazer Volksgarten, veranstaltet von der Steirischen Gesellschaft für Kulturpolitik – von der Schauspielerin Nena Kiesler. Eine junge Frau erzählt das Leben eines jungen Antifaschisten: "Stell Dir vor, Du bist ein junger Lehrer ..."

Der Hinweis auf heute darf dabei natürlich nicht fehlen. Zach wurde für das Verfassen von Streuzetteln, die zum Widerstand gegen Hitler aufriefen, verurteilt. Das wäre etwa so, wie wenn heute jemand für das Verteilen regierungskritischer Flyer verurteilt würde oder für die Teilnahme an einer Donnerstagsdemo: "Stell Dir vor, Du bist heute eine junge Lehrerin ...", formuliert Nena Kiesler, und unvermittelt gewinnen die Texte des vor 75 Jahren Getöteten an Aktualität.

Politische Balladen

Und wie schon die Schmetterlinge einst Jura Soyfer vertont hatten, eignen sich auch die Texte Zachs hervorragend, um gesungen auf die Bühne zu kommen. Die Wiener Gruppe Geschichten im Ernst hat zentrale Gedichte von Zach vertont. Herausgekommen sind kämpferische Politsongs und kraftvolle politische Balladen, die aber auch die ganze Hoffnung und Verzweiflung des Inhaftierten wiedergeben: "Vielleicht stürzt eine Mauer ein! Vielleicht auch rettet mich davon, die langersehnte Rebellion!", schreibt Zach noch knapp vor seiner Hinrichtung. (Thomas Neuhold, 16.11.2018)