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Wien – Bevölkerungsprognosen haben ihren Zweck. Sie helfen bei der Planung von Schul- und Kindergartenstandorten oder der Gesundheitsversorgung. Bevölkerungsprognosen sind auch dankbare Schlagzeilenlieferanten: "Zwei Millionen Wiener ab 2027" und "Wien hat bald 2 Millionen Einwohner" druckten die Kleinformate auf die Titelseiten ihrer Abendausgaben, nachdem die Statistikabteilung der Bundeshauptstadt am Donnerstag ihre jüngste Prognose veröffentlicht hatte.

Doch Bevölkerungsprognosen haben auch ihre Tücken. Variierende Geburtenzahlen und Wanderungsströme, die kaum vorhersagbar sind, zwingen die Demografen, ihre Projektionen im Laufe der Zeit anzupassen. So kam es, dass in den vergangenen zehn Jahren für das Erreichen der Wiener Zweimillionenmarke Jahre zwischen 2023 und 2050 avisiert wurden.

Von fast vierzig Jahren auf sieben Jahre in nur fünf Jahren

Noch 2011 gingen die Statistiker davon aus, dass die Bundeshauptstadt erst zur Jahrhundertmitte zwei Millionen Einwohner zählen wird. In den Folgejahren rückten sie den Zeitpunkt mehrfach nach vor, bis er schließlich 2016 auf das Jahr 2023 veranschlagt wurde. Zuletzt verschoben sie das Fälligkeitsdatum wegen der im Vergleich zur damaligen Annahme sinkenden Immigrationswerte wieder zurück auf 2027.

Bevölkerungsprognosen können wegen der unwägbaren Zukunft immer nur Krücken sein und sollten als Möglichkeiten verstanden werden. Lesen Sie Medienberichte über demografische Entwicklungen im Zweifel also nicht im Nominativ: "Zwei Millionen Wiener ab 2027". Lesen Sie sie zumindest in der Eventualitätsform: "Wien soll 2027 wieder Zweimillionenstadt werden". (mcmt, 16.11.2018)