Nimmt der Fahrkartenautomat nur Münzen oder der Bäcker nur Bargeld? Mit diesen Alltagshürden sollten sich Verbraucher nach Auffassung des Digitalverbandes Bitkom künftig nicht mehr befassen müssen. Bei sämtlichen Einkäufen müssten Kunden auch elektronisch bezahlen können, forderte Bitkom am Freitag. Dies biete "allen Beteiligten eine Vielzahl von Vorteilen" – unter anderem weniger Warteschlangen.

Wahlfreiheit

In allen Geschäften und bei allen Einkäufen solle es für Kunden die Möglichkeit geben, elektronisch oder wie bisher bar zu bezahlen, forderte Bitkom in einem Positionspapier und plädierte für entsprechende gesetzliche Vorgaben. Dies schaffe "Wahlfreiheit für die Verbraucher", erklärte Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder. "Gleichzeitig wird die Freiheit derjenigen, die lieber mit Bargeld bezahlen, nicht eingeschränkt."

Diese Vorliebe für das Hinblättern von Scheinen oder Bezahlen mit Münzen ist laut einer Umfrage des Branchenverbands bei vielen Verbrauchern derzeit noch ausgeprägt: Mehr als die Hälfte (55 Prozent) der Befragten können sich aktuell noch nicht vorstellen, vollständig auf Bargeld zu verzichten. Die große Mehrheit davon (80 Prozent) gibt als Grund an, es schlicht zu mögen, Beträge mit Bargeld zu begleichen.

Bargeld bedeutet Anonymität

Drei Viertel (73 Prozent) geben an, dass eine Bargeldzahlung Anonymität garantiere. Vier von zehn Bargeld-Befürwortern (40 Prozent) nennen als Grund, dass man auf diese Weise etwa Handwerker oder andere Dienstleister bezahlen kann, ohne dass diese Zahlungen festgehalten werden. Jeder Fünfte (21 Prozent) kann nicht auf Bargeld verzichten, weil in vielen Geschäften keine bargeldlosen Verfahren angeboten werden. Für die Erhebung wurden 1.006 Bürger ab 14 Jahren telefonisch befragt.

Für die Zukunft erwarten die Verbraucher demnach allerdings eine Trendwende. Nur jeder Fünfte (21 Prozent) geht davon aus, dass auch in 20 Jahren hierzulande Bargeld noch das dominierende Zahlungsmittel sein wird. Jeder Dritte (35 Prozent) glaubt, dass es damit bereits spätestens in zehn Jahren vorbei ist.

Profiteure seien Kunden und Staat

Laut Bitkom profitieren vom bargeldlosen Bezahlen sowohl Kunden und Händler als auch der Staat: So sei das kontaktlose Bezahlen etwa per Smartphone oder Kreditkarte schneller als das Hantieren mit Wechselgeld und damit ein wirksames Mittel gegen Warteschlangen. Zudem bringe elektronisches Bezahlen Händlern mehr Umsatz, etwa durch den Einsatz von einfachen und komfortablen Kundenbindungsprogrammen.

Zugleich könnten Händler die Kosten durch den Umgang mit Bargeld einsparen und zum Beispiel ihre Buchhaltung direkt an die Bezahlsysteme anschließen. Da es dank des elektronischen Bezahlens schwieriger werde, sich der Besteuerung zu entziehen, werde außerdem die Schattenwirtschaft eingeschränkt – und dadurch das Steueraufkommen steigen. (APA/AFP, 16.11.2018)