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Gut ausgebildete Bäcker sind in Südafrika gefragt.

Foto: Reuters/Eric Gaillard

Kapstadt – Ungleichheit, hohe Arbeitslosigkeit, ein krankes Bildungssystem und ein gerüttelt Maß an Korruption: Wer in Südafrika Geschäfte macht, ist mit vielen Problemen konfrontiert. Was jene eint, die sich davon nicht abhalten lassen, beschreibt Otto Stehlik so: "Es gibt hier Platz für neue Ideen, immer noch." 60 Austro-Firmen mit Tochtergesellschaften in Südafrika sehen das offensichtlich ebenso.

Auch der gebürtige Oberösterreicher Stehlik, heute auch Honorarkonsul, hat in Südafrika sein Glück gemacht. Vor fast fünf Jahrzehnten ging er nach Kapstadt als Rezeptionist in ein Fünf-Sterne-Hotel. Gelockt haben die Jobchancen und die damals exotische Destination. Eigentlich wollte er wieder zurück nach Österreich. Doch dann ist er geblieben. Die von ihm aufgebaute Hotelkette Protea, mittlerweile im Eigentum von Marriott International, ist Afrikas größter Hotelkonzern.

Ausbildung im eigenen Haus

Derzeit stellt Stehlik mit seinem Sohn eine weitere Hotelkette auf die Beine. Anders als in Österreich – wo die Jobs in Gastronomie und Hotellerie dank schlechten Rufs immer öfter unbesetzt bleiben – sei Tourismus in Südafrika bei jungen Menschen durchaus gefragt. Warten auf gut ausgebildete Mitarbeiter ist aber nicht angesagt. Es gibt schlicht viel zu wenige. Deswegen nehmen viele Unternehmen – darunter auch Stehlik – die Ausbildung selbst in die Hand. Stehlik bildet sie in seiner eigenen Hotelfachschule aus.

Einfach ist die Mitarbeitersuche auch in anderen Bereichen nicht, so Bernd Asbeck, Managing Direktor des Anlagenbauers Andritz in Südafrika. Den berüchtigten Fachkräftemangel gebe es gerade hier. Gut ausgebildete Mitarbeiter sind wegen der immer noch sehr dünnen Mittelschicht, der eine gute Ausbildung des Nachwuchses wichtig ist, und die sich eine solche auch leisten kann, Mangelware. Wer gut ausgebildet ist, will entsprechend bezahlt werden. Facharbeiter, wie Schweißer oder Zeichner verdienen in Südafrika etwa so viel wie in Österreich. Besonders begehrt sind Konstrukteure für Maschinen- und Anlagenbauteile, sagt Asbeck. Sie verdienen in leitender Position das Eineinhalbfache des Salärs der Kollegen in Österreich.

Schlecht ausgebildete Lehrkräfte

Rund 85 Mitarbeiter zählt die Niederlassung in Johannesburg – man baut etwa Filteranlagen für Minen, die man bis nach Saudi-Arabien liefert. 40 Millionen Euro Umsatz im Jahr werden hier erwirtschaftet. So rasch wird sich das Fachkräfteproblem dank des schlechten Bildungssystems auch nicht lösen. In den öffentlichen Schulen sitzen meist 50 bis 60 Kinder in einer Klasse, die Lehrkräfte haben oft selbst nur einen Hauptschulabschluss. Auch der oberösterreichische Backwarenhersteller Backaldrin bildet seine Mitarbeiter in einer eigenen Bäckerschule vor Ort aus, erzählt Manager Hanjo de Fries. Backaldrin beliefert Lebensmittelketten und bearbeitet von Kapstadt aus den afrikanischen Markt. Leichter werde es damit nicht, so de Fries. Gut ausgebildet seien die Bäcker begehrt und rasch wieder weg. (Regina Bruckner, 18.11.2018)