Wien – Einen "klaren und unerfreulichen Befund" ortet Kulturminister Gernot Blümel (ÖVP) anlässlich der von seinem Ressort Freitagnachmittag veröffentlichten "Studie zur Sozialen Lage der Kunstschaffenden und Kunst- und Kulturvermittler/innen in Österreich 2018". Darin wurde festgestellt, "dass trotz Einzelmaßnahmen im letzten Jahrzehnt kaum Veränderungen verzeichnet werden konnten".

In Auftrag gegeben worden war die Studie im Jahr 2017 von Blümels Vorgänger Thomas Drozda, die Vorgängerstudie war unter Claudia Schmied (beide SPÖ) im Jahr 2008 veröffentlicht worden. Bereits damals gab es "ernsten Reformbedarf", so Blümel in einer Aussendung. "Die Tatsache, dass im letzten Jahrzehnt trotzdem kaum positive Veränderungen erreicht wurden, ist ein klarer und unerfreulicher Befund. Ich bin aber zuversichtlich, dass diese Bundesregierung in der Legislaturperiode wichtige Schritte in die richtige Richtung setzen kann."

Unter 5.000 Euro netto

Wie aus der Studie hervorgeht, werden von den Befragten im Schnitt 30 Stunden pro Woche für künstlerische Tätigkeiten aufgewendet, hinzu kommen oft Tätigkeiten aus kunstnaher und auch kunstferner Arbeit. Insgesamt arbeite die Gruppe jener Personen, die alle Tätigkeitsarten kombiniert, zeitlich am meisten, nämlich durchschnittlich 51 Stunden pro Woche. Das Einkommen aus künstlerischer Tätigkeit wird mit unter 5.000 Euro netto pro Jahr ausgewiesen. Hier gibt es ein starkes Gefälle: Während im Bereich Kunst- und Kulturvermittlung durchschnittlich 10.000 Euro jährlich verdient werden, sind es in der bildenden Kunst im Schnitt 3.500 Euro. Zudem seien die Einkommen unregelmäßig und wenig planbar. Wie bereits in der im Frühjahr veröffentlichten zweiteilige Studie "Unselbstständig. Selbstständig. Erwerbslos" sichtbar wurde, gibt es massive Probleme bei der sozialen Absicherung.

Aufgezeigt werden in der Studie aber auch Handlungsfelder, in denen laut dem Minister "weitere Schritte gesetzt werden könnten, um die Lage der Kunst- und Kulturschaffenden in Österreich zu verbessern". Darunter finden sich u. a. finanzielle Ressourcenausstattung, Arbeitsmarktpolitik, Aus- und Weiterbildung, Digitalisierung oder auch Transparenz, Entbürokratisierung und Information im Förderwesen. "Einiges davon, beispielsweise Verbesserungen im Bereich Förderungen oder zusätzliche Anreize für mehr privates Engagement, findet sich auch bereits im Regierungsprogramm", so Blümel.

Förderschwerpunkte geplant

Im Bereich Förderwesen spiele vor allem die intensive Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern eine wichtige Rolle. Als erste bereits gesetzte Schritte nennt Blümel den Förderschwerpunkt "Kunst & Kultur im digitalen Raum", für den ein Budget von bis zu fünf Millionen Euro für die Jahre 2020/2021 zur Verfügung stehen soll, zu dem der Bund die Hälfte beiträgt. Darüber hinaus würden im Bereich "Service und Beratung" konkrete Verbesserungen geprüft, zumal in der Studie eine "fehlende institutionen- und rechtsmaterieübergreifende Auskunft" thematisiert werde. Dazu zählen etwa Beratungs-Workshops. Darüber hinaus prüfe man Möglichkeiten "für die Ankurbelung privaten Engagements im Kulturbereich im Rahmen der kommenden Steuerreform". Für die Studie wurden 1.757 valide Fragebögen ausgewertet. (APA, 16.11.2018)