Die Schweiz mit einer Ansage.

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Luzern – Die vielerorts ungeliebte Nations League hat der Schweizer Fußball-Nationalmannschaft plötzlich die Chance zum ersten Titel eröffnet. Nach dem furiosen 5:2-Sieg gegen den WM-Dritten Belgien am Sonntag schwärmen die Eidgenossen nun von ihrer "Nati". "Weltklasse! Wahnsinn! Eiskalt!", titelte das Boulevardblatt "Blick" zum Gruppensieg. Diesen haben in Liga A auch Portugal und England geschafft.

DER STANDARD

Nach einem schwierigen Jahr sind solche Schlagzeilen Balsam für die Seele der Profis und von Trainer Vladimir Petkovic. Zuletzt hatte sich das Team mit einem 0:1 gegen Katar blamiert. "Wir sind enorm stolz. Wir hätten am liebsten gar keine Pause gemacht, einfach weitergespielt", sagte Kapitän Granit Xhaka nun nach dem Erfolg gegen Belgien.

Antwort auf dem Platz

Der bisher größte Erfolg der A-Mannschaft war Olympia-Silber vor 94 Jahren. Nun bestreitet die Schweiz im Juni 2019 in Portugal das Finalturnier der Nations League. Dabei hatte es zuletzt noch Kritik an Petkovic gegeben. Diese hatte Xherdan Shaqiri als "respektlos" empfunden: "Die Antwort haben wir auf dem Platz gegeben. Wir haben Charakter gezeigt, das ist wichtig", sagte er.

"Wahrscheinlich war nie eine Schweizer Mannschaft besser besetzt", urteilte der "Blick" nach dem versöhnlichen Jahresabschluss. Für die "Aargauer Zeitung" war es ein bisschen so, "als wollte das Nationalteam das Jahr 2018 in einer einzigen Partie noch einmal im Schnelldurchlauf absolvieren. Es war alles dabei: Höhepunkte. Tiefpunkte. Unglauben. Fassungslosigkeit. Faszination auch."

"Ich habe nie einen negativen Trend im Nationalteam gesehen. In der Welt hat man uns in ein gutes Licht gestellt", meinte Petkovic. Jedenfalls gehen die Eidgenossen nun mit breiter Brust in das Fußballjahr 2019. "Belgien ist eine der besten Mannschaften, die es im Fußball gibt", betonte Torhüter Yann Sommer. "Heute hat am Anfang gar nichts gestimmt, und dann sehr viel."

Coup Wembley

Den Schweizern gelang am Sonntag ein ähnlicher Coup wie England, das innerhalb von sieben Minuten gegen Vizeweltmeister Kroatien das Spiel drehte und nach dem 2:1 unter Europas derzeit besten vier Teams steht. Thorgan Hazard schoss mit zwei Toren einen frühen Vorsprung für Belgien heraus – beim ersten Treffer allerdings unter gnädiger Mithilfe eines Mönchengladbacher Kollegen – Nico Elvedi hatte Hazard den Ball unfreiwillig vorgelegt, Sommer als dritter Borusse im Bunde kam zu spät.

Ricardo Rodriguez erzielte dann per Foulelfmeter den Anschlusstreffer, bevor der frühere Frankfurt-Spieler Seferovic zweimal für die Schweiz traf. Elvedi und erneut Sefervic sorgten dann für den überraschenden Endstand. "Was für eine Ohrfeige! Die Teufel werden ohne Ruhm eliminiert", schrieb die belgische Tageszeitung "La Derniere Heure". (APA, 19.11.2018)