Sie wirken zwischen Traubenzucker und Schokoriegeln seltsam deplatziert. In knallroter Verpackung finden sich "Notfall-Einweg-Ladegeräte für iPhone und Android" in den Selecta-Automaten, die in Österreich etwa an zahlreichen Bahnhöfen stehen. Das Produkt der Firma Quick-E – es handelt sich um einen China-Import mit eigenem Label – verspricht "bis zu vier Stunden zusätzliche" Laufzeit für das eigene Handy für einen Preis von 15 Euro.

Genauere Spezifikationen findet man auf der Produktseite des österreichischen Distributors. In einem Gehäuse aus ABS-Kunststoff und Polycarbonat steckt hier eine 1.000-mAh-Batterie auf Lithium-Polymer-Basis. Berücksichtigt man übliche Ladeverluste, dürfte sich der Akku des aktuellen iPhone XS damit auf etwa 30 Prozent laden lassen – und das mit einem Output von 500 mA recht langsam.

Ein eher teures Geschäft, wenn man bedenkt, dass das Laden an der eigenen Steckdose pro Jahr nur rund einen Euro kostet und man im Einzelhandel für dieses Geld bereits Powerbanks erhält, die wiederaufladbar sind und mehr Kapazität bieten.

15 Euro zahlt man für einen Einweg-Akku mit 1.000 mAh an Kapazität.
Foto: derStandard.at/Pichler

Hoher Herstellungsaufwand

Doch was bedeuten die Quick-E-Ladegeräte für die Umwelt? Laut Distributor ist das Produkt recyclebar. Details fehlen allerdings, es gibt lediglich die Empfehlung, das Lade-Gadget korrekt zu entsorgen. Auf Nachfrage des STANDARD erklärt man lediglich, dass das Wiener Unternehmen ERA die Verwertung der Geräte übernimmt.

Eine erste Auskunft der Elektroaltgeräte Koordinierungsstelle Austria (EAK) zeichnet ein düsteres Bild. Laut einer neueren Studie, so heißt es dort, benötigen moderne Akkus je nach chemischer Zusammensetzung in der Herstellung das bis zu 400-fache bis 800-fache ihrer Nennkapazität. Allein aus diesem Grund sei ein Einwegprodukt daher immer eine ökologisch sehr schlechte Lösung.

Schlechtere Energiebilanz als Batterien

Dieser Einschätzung schließt man sich auch beim österreichischen Recyclingdienstleister Saubermacher und Redux Recycling aus Deutschland an. "So ein Wegwerfprodukt kann nicht befürwortet werden", stellt man dort unisono fest. Das Recycling solcher Geräte gestaltet sich zudem nicht ganz einfach. Vor allem die Trennung von Gehäuse und Akku stellt einen "großen Aufwand" dar.

Einweg-Ladegeräte schneiden hinsichtlich der Wiederverwertung sogar schlechter ab, als herkömmliche AA/AAA-Einwegbatterien. Denn im Gegensatz zu diesen ist eine thermische Vorbehandlung erforderlich. Übliche Batterien haben insgesamt eine bessere Energiebilanz.

"Ein geordnetes Recycling kann nur dann erfolgen, wenn die Geräte auch geordnet gesammelt werden", erinnert Michaela Heigl von Saubermacher. Oft würden solcherlei Geräte jedoch im Restmüll enden. Das kann erhebliche Schäden nach sich ziehen. Entsprechende Ergebnisse hat etwa eine Studie der Montanuniversität Leoben über Brände in der Abfallwirtschaft in Zusammenhang mit Lithiumbatterien ergeben.

Automaten sollen künftig selber laden

Beim Automatenbetreiber Selecta spricht man gegenüber dem STANDARD von einem Testlauf. "Wir sind immer auf der Suche nach interessanten Non-Food-Produkten", erklärt man. Daher habe man 1.000 Stück der Quick-Es angekauft und an 280 Standorten in Umlauf gebracht. Der Verkauf werde allerdings nicht fortgesetzt. Ab 26. November werden die Einweg-Ladegeräte wieder aus den Automaten verschwinden.

Den Bedarf nach einer Lösung für Handy-Stromversorgung sieht man aber nach wie vor. Künftig sollen die Automaten selbst als Ladestation dienen können. Entsprechende Tests sind bereits in Planung. (Georg Pichler, 24.11.2018)