Mixt Mozart mit Gershwin: US-Pianist Chick Corea.

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Es beschritt Chick Corea also im Konzerthaus jenen einsamen Pfad, den auch Kollege Keith Jarrett sehr gut kennt. Ein Solokonzert wirkt bei Corea allerdings entspannter. Genügt Jarrett ein unschuldiges Blitzlicht, um Abende zu unterbrechen und dem Publikum zu erklären, warum die Welt so schlecht ist, wirkt Corea unbeschwert, kommunikativ. Er lässt sich ablichten und lichtet das Publikum selbst ab. Er bittet Menschen auf die Bühne, um – inspiriert von deren Gesichtszügen – Porträts zu improvisieren. Es dürfen zudem Jung und Alt mit ihm vierhändig musizieren, auch erzählt Corea freigiebig aus seiner Vita.

In einer fernen Zeit wäre er vier Jahre lang mit seiner Band Return to Forever quasi permanent auf Tour gewesen. Um sich zwischendurch von dieser Obsession zu lösen, habe er die Children’s Songs komponiert. Aus dem Zyklus spielt Corea Ausschnitte, erinnert sensibel daran, dass er Béla Bartók und Claude Debussy studiert und dennoch ziemlich individuelle Charakterstücke ersonnen hat.

Chopin trifft Bill Evans und Skrjabin auf Jobim

Unverkrampft ist Corea auch bei der Repertoirezusammenstellung: Während Keith Jarrett seine jazzigen von seinen klassischen Ambitionen strikt trennt, kombiniert Corea im Konzerthaus Mozart mit Gershwin. Das Adagio aus der Klaviersonate Nr. 12 in F-Dur KV 332 wird recht lapidar umgesetzt und in The Man I Love überführt. Später wird Chopin an Bill Evans gebunden oder Skrjabin an Jobim, wobei Corea aus den Songstrukturen ausbricht. Da wird harmonisch umgefärbt, Melodien werden in komplexen Linien aufgelöst. Und zwischen den kathedralenhaften Akkordschichten schimmert immer wieder Coreas Hang zu beboppiger Linienstilistik durch.

Überraschend der Besuch von Klarinettist Richard Stoltzman: Für ein Stück tat man sich zusammen, es war sympathisch. Vom Musikalischen dieses Duetts hingegen lässt sich gut schweigen. Ansonsten toller Abend. (toš, 19.11.2018)